Die Lebenskünstlerin lebe hoch!

Es ist gerade 9.08 Uhr und ich habe fast mein gesamtes Tagespensum bereits erledigt: Ich habe die Thesen für meinen nächsten langen Artikel in Psychologie Heute formuliert. Und ich habe das einstündige Interview mit einer amerikanischen Gerontologin für denselben Artikel bereits vollständig abgetippt.

Damit war ich in einer sagenhaft kurzen Zeitspanne noch vor meinem morgendlichen Sportkurs fertig geworden. Meine ungeahnte Effizienz geht nicht etwa darauf zurück, dass  dass ich um vier Uhr früh aufstehe. Sondern sie beruht darauf, dass ich – dank eines von mir zu gebenden Seminars an der Uni Göttingen – wieder einmal mit Zeitmanagement-Methoden experimentiere.

Pareto-Prinzip, Eisenhower-Methode, SMART-Zielplanung – schon mal gehört? Kennt Ihr den genialen Timefinder von Judith Wolfsberger oder das SQR-Prinzip, um Texte effektiv und effizient auszuwerten (http://www.freigeschrieben.at/buch.php)? Nutzt Ihr ein Golden Book, ein Arbeitsbuch, in dem alles, ALLES,  notiert wird, das für Eure aktuellen privaten und beruflichen Projekte von Belang ist?

Seit Freitag letzter Woche beherzige ich diese erprobten Methoden – trotz meiner tiefen Skepsis gegenüber Zeitmanagement in jeglicher Form – und obwohl die  Lebenskünstlerin in mir rebelliert.
Doch, oh Wunder, diesmal hat es geklappt. Besonders die Unterscheidung meiner Aufgaben in Kategorie A (ganz wichtig und dringend),  B (wichtig, nicht dringend), C (zu delegieren) und D-Aufgaben (unwichtig, deshalb auf die Not-to-do-Liste) wirkten Wunder.

Und: Sie haben mein wahres Wesen und meine widersprüchlichen Prioritäten nicht unterdrückt sondern zutage gefördert: Einerseits soll mein Artikel fertig werden. Andererseits sollen Weihnachtsfeelings und – aktivitäten ihren Platz bekommen. Weihnachten kann man schließlich nicht vertagen.

Womit klar ist: Ich gehöre zu den kreativen Chaoten („Organisieren Sie noch oder leben Sie schon? Zeitmanagement für kreative Chaoten“, Cordula Nussbaum 2012), für die eine lineare Zielplanung – zu der die eben genannten Methoden gehören – nur bedingt taugen. Abwechslung, bunte Bilder, Erholung sind für mich ebenso wichtig wie klare Strukturen und eine sinnvolle Gewichtung. Spaß an der Freude und Ausbrechen aus Routinen fördern meinen Output oft mehr als jede To-Do-Liste es könnte.

Was für ein Glück, dass meine stringente Zeitplanung mir diesmal genau dies Bedürfnis erfüllt hat: Die nächsten Stunden nehme ich mir frei und verlustiere mich beim Weihnachtsshopping – noch bevor die Massen am Nachmittag in die Läden strömen. Am Nachmittag ist dann noch Zeit genug für eine kleine berufliche Recherche und vor allem dafür, meinen Sohn von seinem ersten Chor-Auftritt in einem Seniorenheim abzuholen.

„A perfect day“ für die rebellische Lebenskünstlerin in mir. Sie lebe hoch! Und das wünsche ich Euch ebenfalls von ganzem Herzen!

 

 

0 Kommentare zu „Die Lebenskünstlerin lebe hoch!“

  1. Spannend, wobei ich wohl kaum mehr zur Zielgruppe für ein Buch zum Thema Abschlussarbeiten schreiben gehöre. Oder täuscht der Titel. Eine kreative Chaotin bin ich sicher, vielleicht mehr Chaotin als kreativ. Was hat es mit dem Golden Book auf sich?

    1. Liebe evawso, sich als kreative Chaotin zu akzeptieren, eröffnet schöne Möglichkeiten, finde ich: Auf einmal darf Frau spielen, weil es gut für die Arbeit ist, sie darf malen wie ein Kind, Auszeiten nehmen und trotzdem ans Ziel kommen. Der Weg dahin war dann bestimmt spannender als ein Durchmarsch mit To-Do-Liste. Aber auf Deine Frage zum Golden Book: Den Namen habe ich ihm einfach gegeben, weil es so kostbar für mich geworden ist, wie ein Goldschatz. Ich notiere in dem Buch seit Jahren alles – meine Morgenseiten (Julia Cameron), Texte, die beim Selbsthören entstehen (Linda Trichter Metcalf/Toby Simon), aber auch Tageslisten, To-Do-Listen, Not-to-do-Listen (ja, die habe ich auch), Adressen, Buchtipps, Zitate für meinen nächsten Artikel oder fürs nächste Buch, mit Quellenangabe. Alles, alles, was ich brauchen könnte und sonst nicht so leicht wieder finde. Der große Vorteil des Din-A-5 großen Notizbuches ist: Alles ist an einem Platz, kein Zettel geht verloren. Mein Notizbuch hat Seitenzahlen und ein Inhaltsverzeichnis. Seit einigen Monaten beschrifte ich die Bücher und bin einigermaßen sorgfältig mit dem Inhaltsverzeichnis. Außerdem werte ich das Buch auch immer mal wieder aus, so dass ich hoffentlich auch nach Monaten alles wieder finde, was ich brauche. Ich würde mich freuen zu hören, wie es Dir mit einem Golden Book ergeht …

      1. Ich bin schon seit Jahren auf der Suche nach einem optimalen System und ich werde es versuchen. Ich habe aber ein bisschen Angst, den Überblick zu verlieren. Hast du verschiedene Rubriken? Und einen guten Buchtipp (Cordula Nussbaum?) .
        Viele Grüße

  2. Liebe Evawso, vielleicht wirst Du ja auf dieser Seite fündig: http://www.zeitblueten.com – ich finde die Hinweise hilfreich und es sind so viele und vielseitige, dass ich mir die besten herauspicken kann. Auch hier wird das Golden Book erwähnt – es heißt hier Super-Buch, ist aber im Prinzip dasselbe: ein tägliches Journal für Berufliches und Privates. Viel Spaß und Erfolg beim Experimentieren. Grüße von Birgit

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