Poetische Kompetenz?!

Heute morgen bekam ich eine Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), die – so ihre Selbstbeschreibung – „politische Kompetenz“ vermitteln will. Es geht in der Einladung um eine Tagung zum Thema:  Jugendliche und Medien. Es ließe  sich jetzt diskutieren, wie viel, wann und welche Medien für Kinder und Jugendliche gesund sind. Oder auch für Erwachsene. Über Online-Spiele recherchiert gerade mein Mann, ein Journalist. Wissenschaftler forschen dazu, Eltern beklagen sich. 

Kaum jemand bestreitet, dass Menschen heute Medienkompetenz brauchen, ebenso wie politische Kompetenz, zu der die KAS mich einlädt, oder auch soziale Kompetenz, kulturelle Kompetenz, Genderkompetenz. Die Kompetenzanforderungen an uns sind immens gestiegen. 

Vielleicht las ich in der Einladung deshalb  nicht „politische Kompetenz“, sondern fälschlicherweise „poetische Kompetenz“ und schaute interessiert noch mal hin:

Poetische Kompetenz? 

Gedichte lesen? Gedichte schreiben? Ich erinnere mich: Poesie bedeutet im Griechischen Erschaffung und ist weit mehr als Lyrik und literarische Gattung. Poesie kann man auch erleben, wir sprechen dann von magischen Momenten, von schönen, unvergesslichen, besonders eindrücklichen Erfahrungen. Und Poesie kann heilen, sie dient in der Poesie- und Bilbiotherapie dazu, eine Verbindung zu schwer verbalisieren Empfindungen herzustellen und sie auszudrücken, vielleicht sogar öffentlich zu machen. Damit kann Poesie subversiv, und ja, auch politisch sein.

Poetische Kompetenz? 

Erscheint mir jetzt unverzichtbar. Und darum füge ich sie der Liste der unbedingt nötigen Kompetenzen, gleich nach Medienkompetenz und politischer Kompetenz hinzu: Vielleicht  macht sie ja die ein oder andere Kompetenz sogar überflüssig ….

 

0 Kommentare zu „Poetische Kompetenz?!“

  1. Poetische Kompetenz : Politische Kompetenz – wie schön! An der GEA Akademie im Waldviertel haben wir nach einem meiner Schreibseminare in größerer Runde darüber gesprochen, dass manchmal die einzige Antwort auf diverse (aufgeladene) Situationen und mühsame Briefe ein Gedicht sein kann – sozusagen als paradoxe Intervention.

    1. Wie wahr. Ein liebevolles Haiku für einen Kritiker? Eine gepfefferte Ballade über einen blasierten Kollegen? Was für ein Spaß. Das werde ich demnächst probieren. Im Alltag lächle ich unfreundliche Menschen meist offen und interessiert an: Die frustrierte Verkäuferin, den gestressten Arzt, die übermüdete Schaffnerin. Mir geht es besser, wenn ich mich nicht anstecken lasse und ärgere. Und meinem Gegenüber vielleicht auch.
      Außerdem werde ich mich nach Deinem Kommentar auf die Suche nach mehr subversiver und politischer Poesie machen. Da ist bestimmt was zu finden …

  2. Pingback: Poetry war “on the road” – kam aber nicht an | bremerschreibstudio

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