Ein Geschenk an dich selbst
Es gibt Zeiten im Jahr, in denen ich ich besonders gern schreibe. Meine Texte tauchen dann tiefer, meine Erkenntnisse strahlen heller, meine Lebensfreude schmeckt süßer. Die Tage um Weihnachten sind eine solche Zeit.
Dann sind die Tage kurz, das Licht ist wunderbar kerzenweich. Ich verpasse nichts, wenn ich zu Hause bleibe und still auf meinem Sessel sitze. Jedenfalls fühlt es sich so an. Und dann diese ganz besondere Stimmung: Nicht mehr ganz im alten Jahr, noch nicht im neuen. Genau hier, in diesem Dazwischen, kann das Schreiben tief gehen.
Viele Menschen berichten mir, dass sie in dieser Zeit wieder zum Stift greifen: um sich zu sortieren, um Abschied zu nehmen vom Jahr, um das Eigene zu würdigen. Schreiben hilft, innere Fäden zu entwirren und die eigene Stimme wieder klarer zu hören. Manche kommen dazu ins Neujahrscamp, das in diesem Jahr am 19.12. startet, und genießen die Anregungen, die sie inspirieren und begleiten.
Ein Raum voller Möglichkeiten
Schreiben ist ein Spielraum, kein Produktivitätswerkzeug und kein Pflichtprogramm zur Selbstoptimierung. Es bietet mir schon seit Jahren einen Platz zum Sein. Dort kann ich mir selbst begegnen – mit allem, was da ist, ohne Anspruch, ganz ehrlich und neugierig. Ich finde da Freude, Müdigkeit, Dankbarkeit, Traurigkeit, Hoffnung. Nichts muss weg, nichts muss schöner gemacht werden, als es ist.
Wenn ich mir diese Erlaubnis gebe, können – nicht nur zu Weihnachten – kleine Wunder passieren.
Ein Ritual – nicht nur zwischen Weihnachten und Neujahr
Es gibt ein Ritual, das sich bei mir über Jahre etabliert hat. Am liebsten am Morgen, wenn das Haus noch still ist, selten später am Tag, doch manchmal klappt das auch. Ein Tisch, eine Tasse Kaffee, ein Stift, ein leeres Blatt in meinem Journal. Ich setze mich nicht mit einer großen Absicht hin, eher mit einer leisen Frage im Gepäck. Und ich lausche nach innen, atme bewusst ein und aus und lasse mich dann in den Ausatem hinein und zu mir zurück sinken. So komme ich allmählich bei mir an.
Meist beginne ich schlicht mit: Was ist los? Dieser Satz bringt mich zuverlässig ins Schreiben. Gedanken ordnen sich, Gefühle zeigen sich, ohne dramatisch zu werden.
Aus dem inneren Durcheinander entsteht allmählich eine Richtung. Ich kann sie sanft verstärken, wenn ich mich frage: Was brauche ich jetzt?
Manchmal taucht daraus ein Wort auf, das bleibt – Vertrauen, Geduld oder auch Mut.
Dieses morgendliche Schreiben hat mich gelehrt, dass ich Klarheit nicht erzwingen kann, ich kann sie nur einladen. Sie entsteht, wenn ich mir Zeit gebe, mir zuhöre. Leider ist die Welt da draußen sehr laut an den meisten Tagen des Jahres. Sie lenkt ab, ruft dazwischen, übertönt. Doch zwischen Weihnachten und Neujahr, wenn Erwartungen und Erinnerungen dicht beieinander liegen, wird auch die Welt leiser. Dann kann ich die innere Stimme besonders gut hören, das weise Wissen aus einer Quelle, deren Ursprung ich nur erahnen kann, und ich verstehe nach und nach, wohin sie mich führen will. Am jeweiligen Tag. Im neuen Jahr. Im Leben.

Ein Geschenk an uns selbst
Vielleicht ist das das größte Geschenk, das wir uns zu Weihnachten machen können: ein paar Minuten nur für uns, ein leeres Blatt, ein Stift. Kein Ziel. Kein Anspruch. Nur die Einladung, da zu sein. Die Bereitschaft, Worte zu hören, die schon in uns warten.
Eine kleine Schreibeinladung
Vielleicht magst du es in diesen Tagen einmal mit folgender Einladung versuchen – ohne Frage, ohne Ziel.
Beginne mit dem Satz:
Heute schreibe ich, um bei mir zu sein …
Und dann lass den Stift einfach weitergleiten. Schreib darüber, wie du gerade hier sitzt. Was du hörst. Was du spürst. Was dich innerlich wärmt – oder auch beschäftigt.
Halte nach einem Wort Ausschau, das dich durch diese Tage tragen könnte. Nicht als Vorsatz, sondern als Freund:in.
Schreib so lange, bis du merkst: Jetzt ist es gut.
Denn Schreiben muss nicht perfekt sein. Es darf leise sein, ohne Plan, ohne Ergebnis. Gerade dann kommst du an – bei dir.
Ich wünsche dir ruhige Tage und leise Worte, die dich stärken.
Hast du Lust gemeinsam zu schreiben?
ONLINE: Neujahrs-Schreibcamp 25 – 26
12 Schreibeinladungen & 2 Zoom-Treffen
Bis 31.12. kannst du dich noch anmelden!
Was für ein Jahr! Höchste Zeit, zurück zu blicken, das Schöne zu würdigen und auch das Schwierige. Lass uns ein denkwürdiges Jahr verabschieden und ein neues mit Hoffnung und klarem Fokus willkommen heißen.
Die Live-Workshops haben bereits mehr als zehn Jahre Tradition: Jedes Jahr aufs Neue haben Teilnehmer:innen und ich erlebt, wie wunderbar die „Wünsche in Worte-Methode“ wirkt.
Ich habe sie in „Schreiben zur Selbsthilfe“ (2017, 2022) beschrieben, und sie hat vier Schritte. Und ich lade dich ein sie gemeinsam mit mir und den Teilnehmer:innen zu gehen.
Auf in ein wundervolles neues Jahr!
