„Durchpeitschen hilft nicht – sondern eine liebevolle Beziehung zu sich selbst“

Seit Jahren berät Johanna Vedral, Schreiblehrerin und Psychologin in Wien, erfolgreich Studierende, die eine Abschlussarbeit schreiben. Außerdem gibt sie Kurse, in denen Studierende gemeinsam schreiben, damit es nicht zu Blockaden und Last-Minute-Panik kommt. In ihrem Blog gibt sie Schreibtipps aus psychologischer Sicht.

Ich habe sie im Writers‘ Studio in Wien kennen gelernt und stellte ihr für Euch/ Sie diese Fragen:

B. S.: Mit welchen Schwierigkeiten wirst Du in den Beratungen und Kursen am häufigsten konfrontiert?

J. V.: Studierende kommen oft zu mir, weil sie nicht ins Schreiben hineinkommen und das Anfangen immer weiter aufschieben. Meist liegt das Nicht-Anfangen-Können an mangelndem Wissen über den Schreibprozess und an mangelhaften Schreibstrategien. Andere suchen mich mitten im Schreibprozess auf, weil sie blockiert sind und nichts mehr geht. Bei vielen Studierenden geht es sowohl in der Anfangsphase wie auch mittendrin um die Präzisierung der Forschungsfrage und das Herausarbeiten des roten Fadens.
Und dann gibt es noch die Studierenden, die mir ihre fertigen Arbeiten zum Lektorat schicken. In vielen Fällen braucht die Arbeit noch einen Überarbeitungsgang, um den roten Faden herauszuarbeiten. Oft fehlen auch wichtige Teile der Arbeit, die die Studierenden mit intensivem Feedback weiter schreiben.

B. S.: Was rätst Du den Coachees und Kursteilnehmern? Gibt es Methoden, die allen helfen?

Zentral ist für alle aus meiner Sicht, dass sie beginnen, sich mit ihrer Einstellung zum Schreibprojekt auseinandersetzen. Es geht hier sozusagen um die Psychohygiene beim Schreiben, nicht nur um Tipps und Tricks für den Schreibprozess und Selbstmanagementtechniken. Es geht darum, eine liebevolle Beziehung zu sich selbst zu entwickeln, statt sich durch ein Schreibprojekt „durchzupeitschen“.

Es geht um den Mut, mit unterschiedlichen Schreibmethoden herumzuexperimentieren, um herauszufinden, was für einen ganz persönlich passt. Und es geht darum, den Prozess der Diplomarbeit als spannenden Entwicklungs- und Lernprozess sehen zu lernen, der die persönliche Entwicklung vorantreibt und zu mehr Selbsterkenntnis führt.

B.S.: Was nehmen die Coachees und Kursteilnehmer mit, wenn sie mit Deiner Unterstützung ihre Schreibprojekte beendet haben?

J. V.: Bei dem Lernprozess, von dem ich sprach, wird viel für zukünftige große (Schreib-)Projekte gelernt. Ein großes Abenteuer, in dessen Verlauf die Schreibenden mehr Mut, Selbstbewusstsein und Handlungsmacht entwickeln.
Mein Ziel beim Schreibcoaching ist, mich selbst als Coach überflüssig zu machen, indem ich den Studierenden das Werkzeug vermittle und die richtige Einstellung, ihre Schreibprojekte erfolgreich durchzuziehen.

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