Ich bin in einer „Phase“. Sie wird begleitet von einem ominösen Hautjucken und das schon seit etwa vier Wochen. Es ist zum „Aus der Haut-Fahren“.
„Ihr Immunsystem reagiert über“, sagte die Ärztin, als sie mir Tabletten und Salbe in die Hand drückte. „Worauf reagiere ich denn?“, fragte ich sie. Darauf gaben auch diverse Tests keine Antwort.
Hausmittel und Innenschau
Bei meiner eigenen Ursachenforschung standen mir meine Freundinnen wie immer mit Rat und Tat zur Seite. Die eine Hälfte empfahl Hausmittel: Diese Tropfen nehmen, jene Lebensmittel weglassen. Dazu morgens einen halben Liter Staudenselleriesaft. Wie das schmeckt? Kein Kommentar. Wie das wirkt? Bisher nicht.
Die zweite Gruppe diagnostizierte: Du musst besser auf Deine Grenzen achten! Etwas ist Dir unter die Haut gegangen. Bis hin zu: Du häutest Dich wie eine Schlange.
Vielleicht haben sie alle recht. Ich habe mir derweilen die letztgenannte Erklärung ausgesucht, nachdem meine Freundin H. mich tröstete: „Es ist nur eine Phase, Hase!“
Alles hat ein Ende?!
Damit traf sie einen Nerv. Denn das Gefühl, den eigenen Körper am liebsten verlassen zu wollen, weil es sich darin so unangenehm lebt, hat mich ganz schön mürbe gemacht. Dünnhäutig, im wahrsten Sinne des Wortes.
Mit der Idee einer Phase, die ein Ende haben wird, wächst meine Zuversicht und der Plan: Mir Zeit geben, damit mein Immunsystem wieder zur Ruhe kommt.
Dazu passt der Hinweis von U. aus unserer Journal-Gruppe: „Leiden ist, wenn wir uns dem Schmerz widersetzen.“ Sehr buddhistisch, dachte ich, aber wahr. Und erleichternd, das Kämpfen gegen die Realität einzustellen.
Entwicklungsschübe
Schließlich hoffe ich auf einen Effekt, den ich bei meinen Kindern beobachtet habe. Immer wenn sie krank waren, wirkten sie hinterher reifer, hatten die Ängste vor Monstern überwunden oder waren einfach zwei Zentimeter gewachsen. Darauf hoffe ich auch.
Nicht auf das Wachsen (auch wenn das ganz schön wäre). Aber ich habe mittlerweile eine vage Ahnung, was meine derzeitige Entwicklungsaufgabe ist. „Meine Haut sagt mir, dass …“ ist die Schreibanregung, der ich mich gleich widmen werde.
Mein Journal wird mich auch durch diese Phase liebevoll begleiten.
Ich ahne, wohin mich das Schreiben bringen wird: Zu mir. Und dazu zu akzeptieren, was ist. Damit werden kann, was werden soll. Ich bin schon gespannt.
Welche Botschaften gibt Euch Euer Körper heute? Wer mag, kann dies Sprungbrett als Anfang für einen kleinen Sieben-Minuten-Text nutzen und danach einen Erntesatz formulieren:
„Mein Körper sagt mir heute …“
Erntesatz nach dem Schreiben:
„Wenn ich das lese, stelle ich fest …“