Wurzeln stärken und Früchte ernten

Neue Leitsterne für unser Neujahrscamp – für ein Jahr des Wohlbefindens

Ich saß morgens im Sonnenschein auf meiner Lieblingsinsel: Vor mir glitzerte das Meer, über mir strahlte die Sonne, um mich wehte eine warme Brise. Perfekte Bedingungen für Glück und Wohlbefinden.

Tatsächlich aber fühlte ich: Nichts.

Dieser Moment ist jetzt drei Monate her. Vorausgegangen waren anstrengende Zeiten, mein Hund Frieda war schwer krank gewesen, ein Urlaub war ins Wasser gefallen, meine Tochter ausgezogen – doch das Schlimmste war: die Arbeit, die ich so liebte, machte mir immer weniger Freude.

Es gibt ja diese Augenblicke im Leben, an denen wir nicht weiter machen können wie bisher. In der Sozialforschung heißen sie „Wendepunkte“. Und natürlich gibt es kleinere und größere. Mal geht eine Beziehung in die Brüche, dann ist die Wende, die unser Leben nimmt, größer, mal verlieren wir die Lust aufs Fitness-Studio, dann ist sie eher klein.

Auf jeden Fall wendet sich das Blatt, ob wir wollen oder nicht. Wenn wir Glück haben, sind wir es, die das Blatt wenden und nicht das Schicksal, das uns herausfordert. Wir können beispielsweise den Blick wenden – hin auf neue Perspektiven, in dem wir uns umwenden, einen Ort verlassen, eine Beziehung, ein Verhalten etc. – und in dem wir bewusst eine neue Seite in unserem Lebensbuch aufschlagen.

Das geht besonders gut mithilfe unseres Journals und mit passenden Anregungen. Als ich am Meer vergeblich auf meine üblichen Glücksgefühle wartete, zog ich daher meinen Stift und mein Heft aus der Tasche. Und ich zog mein Kartendeck heraus, mit Anregungen für jeden Tag.

Ich zog diese Karte:

Was brauche ich jetzt und wie kann ich es mir selbst geben? Beim Ernten schrieb ich: Ich brauche ein paar Leitsterne (und ganz profan sah ich vor meinem inneren Auge diese Blinklichter vor mir, die einen auf der Autobahn auf eine andere, sichere Spur geleiten.)

Und dann – der Geist macht schon seltsame Schleifen – fiel mir Deborah Ross ein, die Neuro-Expertin und Journalkollegin, mit der ich gerade über einen anstehenden Workshop gesprochen hatte. In dem wollte sie die „Vier Säulen des Wohlbefindens“ vorstellen und zeigen, wie wir sie beim Schreiben stärken können.

Wohlbefinden, dachte ich, war auf jeden Fall besser, als nichts zu fühlen. Also würde ich mir diese Säulen näher anschauen: Würden sie womöglich als Leitsterne taugen?

Die vier Säulen sind Ressourcen, die unsere psychische und physische Gesundheit steigern. Entdeckt, erforscht und veröffentlicht wurden sie von Cortland Dahl, Kristy Wilson-Mendenhall und Richard Davidson.

Das Beste an den Ergebnissen der Neurowissenschaftler:innen ist für mich dies: Sie sind überzeugt davon, dass jeder Mensch Wohlbefinden erlernen kann – wie eine Fähigkeit, also etwa Radfahren. Voraussetzung dafür ist, dass wir uns die vier Säulen des Wohlbefindens bewusst machen und üben, sie zu stärken.

Hier stelle ich dir die vier Säulen des Wohlbefindens einmal vor:

  1. Bewusstsein und Aufmerksamkeit (Awareness)
    Bewusstsein bedeutet, präsent zu sein und unsere Gedanken und Gefühle zu erkennen, ohne sie sofort zu bewerten. Wenn wir bewusst und aufmerksam sind, können wir klarer denken und weniger impulsiv handeln.

Wie Journaling hilft:
Beim Schreiben können wir uns mit allen Sinnen in die Gegenwart bringen. Wir bringen unseren Körper und unseren Geist in Verbindung. Wir erkennen Bedürfnisse und Grenzen besser und können Schritte formulieren, sie zu wahren.

  1. Verbundenheit (Connection)
    Positive, nährende Beziehungen – auch die Beziehung zu uns selbst – mehren unser Wohlbefinden und geben uns das Gefühl von Zugehörigkeit. Zugehörigkeit ist ein seelisches Grundbedürfnis und trägt mehr zu einem langen Leben bei, als gesunde Gewohnheiten wie Sport, Nichtrauchen und ausgewogene Ernährung.

Wie Journaling hilft:
Beim Schreiben können wir uns selbst und unsere Beziehungen reflektieren und bewusster gestalten. Wir können uns selbst wohlschreiben – in dem wir Mitgefühl für uns selbst entwickeln und unsere Zugehörigkeit zu anderen stärken.

  1. Einsicht (Insight)
    Einsicht bedeutet, uns selbst, andere und das Umfeld besser zu verstehen. Wir hinterfragen unsere Denk- und Verhaltensmuster und gewinnen tiefe Selbsterkenntnis.

Wie Journaling hilft:
Beim Ernten (Fazit ziehen) nach dem Schreiben können wir Muster erkennen und Erkenntnisse verankern. Auf dieser Basis treffen wir bewusstere und passendere Entscheidungen.

  1. Zweck, Ziele, Sinn (Purpose)
    Ziele geben unserem Leben Sinn, Bedeutung und Richtung. Menschen mit einem klaren Lebenszweck sind widerstandsfähiger gegenüber Stress und Rückschlägen; sie leben erfüllter.

Wie Journaling hilft:
Schreiben hilft uns, unsere Werte und Ziele zu klären und unser tägliches Handeln mit einem übergeordneten Ziel zu verbinden. Wenn wir wissen, was für uns Sinn macht, können wir klarer, entspannter und sicherer durchs Leben gehen.

Nach diesem denkwürdigen Morgen am Strand, an dem meine Meertherapie versagt und ich etwas orientierungslos meinen Stift aus der Tasche gezogen hatte, habe ich die Säulen in mein Schreiben einbezogen. Das tue ich nun seit drei Monaten. Zum Beispiel überlege ich morgens, wie meine Aufgaben für den Tag eine der Säulen stärken können: Macht meine Arbeit Sinn (Purpose)? Entspricht sie meinen Zielen für mein Leben? Oder warum tue ich, was ich tue?

Ich habe auch mehr Zeit für Menschen eingeplant, die mir wichtig sind (Connection), und ich habe mehr auf meinen Körper gehört (Aufmerksamkeit). Ich kann dir verraten: Ich habe einiges zu hören bekommen von meinem Körper. Und es ist noch lange nicht alles gesagt.

Und dann habe ich den ultimativen Lackmustest gemacht, um zu prüfen, ob die Säulen tatsächlich in meinem Leben wirken. Ich bin ans Meer gefahren und habe gewartet: Spüre ich wieder Glück, Weite und Freiheit?

Es hat geklappt! Ich kann wieder fühlen! Und das Meer ist wieder meine Freundin. Selbst, wenn ich morgens weit weg vom Strand aufwache, bin ich (fast immer) froh und gut gestimmt, weil ich neugierig auf den Tag bin. Das war Monate lang ganz anders.

Erstaunlich finde ich, dass sich mein Wohlbefinden offenbar auf mein Umfeld auswirkt. Eine Arbeitsbeziehung ist vertrauensvoller und nährender geworden. Und weil ich präsenter bin, wenn ich mit meinem Sohn spreche, lachen wir mehr miteinander.

Vielleicht liegt es daran, dass ich mir und anderen Menschen wieder mit mehr Klarheit, Mitgefühl und Energie begegne. Das möchte ich auf jeden Fall beibehalten und mich darin üben.

Darum habe ich mir vorgenommen, im neuen Jahr die vier Säulen des Wohlbefindens weiter zu pflegen. Sie sollen die Reihe meiner Leitsterne ergänzen und mich im Alltag – wie die profanen Lichter auf der Autobahn – sicher auf Spur halten.

Dazu habe ich sie übrigens umbenannt, ich nenne sie jetzt: Die „vier Wurzeln des Wohlbefindens“. Ich finde, das ist eine passende, weil lebendige Metapher. Dabei denke ich nicht nur an Wurzeln in der Erde, sondern auch an üppig, gedeihende Pflanzen, die ich gießen und düngen kann und die das Klima in meinem Wohnzimmer gesünder machen.

Hast du Lust, diese Wurzeln des Wohlbefindens näher kennen zu lernen und für dich auszuprobieren? Dann lade ich dich herzlich zum Neujahrscamp ein. Für unsere gemeinsame Schreibzeit habe ich mir Impulse ausgesucht, mit denen wir die Wurzeln des Wohlbefindens stärken können.

Ich bin überzeugt: Wenn unsere persönlichen Wurzeln wachsen, können auch unsere Träume und Wünsche gedeihen, und sie werden uns und anderen zugute kommen. Weil im Laufe des Jahres köstliche Früchte heranreifen.

Allen Neujahrscamp-Fans möchte ich außerdem versichern, dass wir natürlich wie gewohnt Bilanz ziehen und das alte Jahr gebührend verabschieden, bevor wir uns auf das Neue einstimmen werden! Mach dir gleich selbst ein Bild über das Neujahrs-Schreibcamp.

Bist du auch schon neugierig, wie wohltuend das gemeinsame Schreiben sein wird und wie gut sich das Leben 2025 anfühlen kann? Lass uns im Neujahrscamp unsere persönliche Vorbereitung für ein Jahr des Wohlbefindens treffen.

Schreibend. Gemeinsam. Oder auch ganz für dich. Jede schreibt wie sie mag, tauscht sich soviel oder sowenig aus, wie sie mag und geht ganz nach ihren Bedürfnissen.

Ich freue mich sehr darauf. Bist du dabei?

Start:

Am 20. Dezember, um 18 Uhr, treffen wir uns auf Zoom und bereiten uns gemeinsam auf ein gesundes und erfülltes Jahr 2025 vor.

Nimm dir Zeit für dich! Gib deinen Träumen eine Chance – für dich und für die Menschen um dich herum.

2 Kommentare zu „Wurzeln stärken und Früchte ernten“

  1. Hallo Birgit,
    auf der Suche nach einem Schreibimpuls bin ich auf Deiner Seite gelandet – danke für diesen inspirierenden Blogbeitrag.
    Die Karte mit den Satzanfängen aus dem Kartendeck hat mich in den Bann gezogen – über eine Nachricht zu Titel, AutorIn (& Bezugsquelle) des Kartendecks würde ich mich sehr freuen.
    Viele Grüße, Steffi

    1. Liebe Steffi, vielen Dank für deine Nachricht. Es freut mich, dass du den Impuls spannend und hilfreich findest – so wie ich. Tatsächlich sind in dem Kartendeck so viele Anregungen für alle Lebenslagen, dass ich sehr häufig danach greife, auch in Coachings oder Supervisionen, die ich leite. Du kannst das Kartenset über diese Website bei mir bestellen. Und wenn du weitere Erfahrungen mit den Karten machen willst, gibt es Kartenkurse, in denen wir spielerisch mit den Karten zu unseren individuellen Themen schreiben und auch Legesysteme ausprobieren. Du bist herzlich willkommen. Hab eine gute Zeit! Herzlich, Birgit
      https://schreiben-zur-selbsthilfe.com/portfolio/inspirationskarten-ausprobieren/

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