„Cherish the beginning …

… the middle and the end“. Diesen Rat habe ich in einem meiner vielen Bücher übers Schreiben gelesen und er hilft mir gerade wieder, ein herausforderndes Schreibprojekt zu beenden. Am wahrscheinlichsten stammt er von Julia Cameron, Autorin des berühmten Buchs: „Der Weg des Künstlers“.

Ich habe den Rat angewendet auf meine Arbeit an Artikeln, Buchbeiträgen, Geschichten und Büchern, an denen ich schreibe und schrieb.

Ich nehme ihn mir besonders gern aus meinem Schatzkästchen der Weisheiten, wenn ich unzufrieden bin mit meinem Fortschritt an einem Text.

So wie neulich:
Der Anfang an einem Artikel war mühsam, die Lust gleich null:
Der Berg von von Recherche, Material ordnen, tragfähige These entwickeln, Einstieg schreiben, noch mehr Recherche, noch mehr Gespräche, eine Struktur entwickeln, schreiben, umstellen, noch einmal ein Interview, neuen Aspekt einarbeiten, Fazit ziehen, ein Ende schreiben, das im Gedächtnis bleibt. Dann die Nacharbeiten: Interviews autorisieren lassen, womöglich noch etwas ändern, kürzen. Puuuh. Ich wollte einfach lieber Weihnachtspäckchen packen.

„Cherish the beginning!“ – zum Glück erinnerte ich mich rechtzeitig daran und sagte mir: Schau nicht auf den ganzen Weg, der vor Dir liegt, konzentrier Dich auf die Freuden, die der frische Start bringt. Ich fragte mich: Was macht mich neugierig an dem Thema? Was will ich herausfinden? Was macht mir Spaß daran?

Ich würde lügen, wenn ich sagte, ich war ab jetzt im Flow. Eher stand ich auf einem klapprigen Floß und schob mich mit einer großen Stange ungelenk voran. Aber der Anfang war gemacht, meine Neugier entflammt und ich war auf dem Weg.

„Cherish the middle!“ – das war zunächst auch nicht einfach. Schwer verdauliche Informationen und zwar sehr viele davon und ein Fachgebiet, das selbst für Experten schwer zugänglich war: „Habe ich noch nie gehört! oder „Können Sie mir Informationen schicken?“, waren ein paar Antworten, die ich erhielt, wenn ich Stellungnahmen einholte. Ich hatte noch einiges an Recherche vor mir.

Aber ich erinnerte mich: Die Verwirrung  ist meist besonders groß, kurz bevor das Puzzle sich zusammensetzt. Kurz bevor ich den roten Faden finde, die Argumentation, die trägt, die Idee, die ich vermitteln möchte. Kurz vorher herrscht Chaos. Und dann plötzlich fallen die weißen Flocken in meiner Schneekugel zu Boden und ich sehe das Muster. Klar und deutlich.

„Cherish the end!“ – dort bin ich jetzt fast angekommen. Und feiere am ersten Advent den zurückgelegten Weg und mein Mantra: „Cherish the beginning, the middle, the end.“

Das lässt sich auf vieles im Leben übertragen: Zum Beispiel auf die beginnende Weihnachtszeit. Oder darauf, dass bald ein Jahr zuende geht. Darum wünsche ich Euch zum ersten Advent:  „Cherish the beginning, the middle, the end!“

 

 

(Das Beitragsbild stammt aus einem Fotoblog, auch einer schönen Methode, Erlebtes kreativ zu verarbeiten! http://oteske.wordpress.com/)

 

0 Kommentare zu „„Cherish the beginning …“

  1. Hat dies auf Schreibstudio rebloggt und kommentierte:
    Wie geht es JournalistInnen beim Schreiben? Manchmal lustlos, müde, verwirrt, dann wieder neugierig oder entflammt… Die erfahrene Journalistin Brigit Schreiber nimmt ihre LeserInnen mit auf den Weg vom Anfang einer Idee bis zum fertigen Artikel für ein Fachmagazin. Ehrlich & inspirierend!

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