Endlich Zeit für’s Wesentliche schaffen
in der Journal-Aufräum-Woche
Heute morgen war es soweit: Die Ordner im Flur haben sich über Nacht verpuppt. Sie liegen da wie dicke Würmer, die auf etwas warten, vielleicht auf ihre große Zeit, die längst vorbei ist; mit Sicherheit warten sie auf mich. Bis vor kurzem konnte ich sie ignorieren, jetzt klagen sie mich an: Sortier mich, lass mich los, wirf mich weg, ganz egal. Nur: Tu irgendetwas mit uns!
Nur was? Ich habe es schon versucht. Habe sie aus dem Regal genommen, aufgeschlagen, gelesen. Und wieder zugeklappt. Überwältigt von den angehäuften Informationen. Was davon zählt noch? Was will ich behalten, was kann weg?
Ich fürchte, ich könnte das Falsche wegwerfen oder nicht genug
Ich fürchte, die fragile Ordnung zu zerstören, die ich mal geschaffen habe. Ich fürchte für quälende Stunden zu versinken, in meinen eigenen Notizen und Texten, in Info-Blättern und Listen. Und ich mag nicht loslassen: Schließlich war das alles mal wichtig. Und jetzt? Ist es das noch?
I need help.
Kommt Euch irgend etwas von diesen Gedanken bekannt vor? Habt Ihr auch manchmal das Gefühl, es hat sich in Eurem Leben zu viel angesammelt? Und ihr wisst nicht, wie ihr wieder die Oberhand gewinnt: Über Dinge, Termine, Akten, Kleidung, ja vielleicht sogar Menschen? Fühlt Ihr Euch auch manchmal unfrei und belastet von selbstgemachtem, selbstgesammelten Überfluss?
Ich hoffe sehr, ihr fühlt Euch nicht so bedrängt von Euren Ordern wie ich gerade.
Da ist Hoffnung am Frühlingshimmel!
Die Erfahrung der Online-Journal-Woche vom vergangenen Jahr spornt mich an, wieder Frühjahrsputz zu machen. 2020 landete viel ungeliebter Ballast im Container, während Lieblingsstücke von Oma und Tante endlich den gebührenden Platz in meiner Wohnung fanden und eine ungeahnte Freiheit sich im Arbeitszimmer und in meiner Seele breit machte.
Treu zur Seite stand dabei mir das Journal, die stets verfügbare Vertraute, Beraterin, Freundin. Zusammen mit den Workshop-Teilnehmer*innen zückte ich Stift und Papier, um mutig die Übersicht zu gewinnen. Jede für sich erlebte, dass – während wir die Dinge ordneten – auch unsere Gefühle, Muster, ja, manchmal auch Beziehungen eine neue Ordnung fanden.
Das möchte ich wieder erleben und habe darum damit begonnen, Platz zu schaffen. Den Anfang machte ich beim Inhalt meines Kleiderschranks, Stift und Papier in der Hand.
Die Geschichte vom petrol-farbenen Schal
Während ich ein Teil nach dem anderen in die Hand nahm, erzählten mir die Pullis, Hosen und Kleider, ihre Geschichten. Ich lauschte und notierte dann diejenige vom petrol-farbenen Schal, aus dem exquisiten Woll-Laden, damals, als ich noch voller Sehnsucht war und keine Kinder hatte. Diesen Schal habe ich gehütet wie ein Kleinod, obwohl die Farbe längst nicht mehr meine ist. Ganz andere Farben füllen jetzt mein Leben.
Nach dieser Würdigung konnte ich den petrol-farbenen Schal endlich verschenken: Und habe meiner Freundin Gabi eine Riesenfreude gemacht. Sie trägt ihn jetzt zu ihrem neuen Mantel: “Ganz meine Farbe”, sagt sie.
Mein Leben, so stellte ich fest, ist nicht mehr petrol, es ist rosarot. Meine rosa Holzschweinchen auf der Fensterbank und mein rosa Kuschelpulli erzählen diese Geschichte.
Doch auch sie sind Lebensbegleiter, nicht das Leben selbst. Und ich mache mir bewusst, dass ich auch diese Dinge, die Gefühle und Haltungen, die sie in sich tragen, eines Tages vielleicht ablege, verschenke. Und eine neue Farbe in mein Leben einzieht.
Neu eingefärbt fließt mein Lebensstrom seit gestern ein Stück weniger belastet, fast munter weiter. Im passenden Tempo.
Wieder Fahrt aufnehmen
Ich notiere im Journal:
Vielleicht sind es Dinge, die wir abwerfen wollen, weil sie die falsche Färbung in unser Leben bringen.
Oder sind es Beziehungen, die uns Energie rauben?
Oder Termine, die wir als Korsett geschaffen haben, uns nun aber die Luft zum Atmen nehmen?
Was ist zuviel?
Ich habe erlebt, wie ich mit dem Journal an der Seite herausfinde, was das Zuviel in meinem Leben ist. Und wie ich mit dem Zuviel fertig werde. Und wie ich dafür Hilfe finde.
Für manche Journal-TeilnehmerInnen bedeutete das im vergangenen Jahr ganz praktisch: Eine Sammelstelle für Möbel, einen Second Hand Shop, einen Container für Elektro-Abfälle finden. Für jemand anderen bedeutete es, Nein-Sagen zu lernen, für jemand drittes hieß es, einen überfälligen Brief zu schreiben.
Wir unterstützten uns gegenseitig.
Wir legten eine Basis. Darauf kann ich jetzt aufbauen.
Neben meinen Aktenordnern wartet diesmal ein Kellerraum auf mich, in dem ich vergangenes Jahr eine Grundordnung geschaffen habe. Diesmal mache ich den Weg dort frei für neue Aktivitäten – es soll ein Sport und Hobbyraum für die Familie entstehen!
Doch mit den Aktenordnern fange ich an: Bevor ich gleich den ersten von ihnen aufschlage und von Ballast befreie, werde ich mein Journal befragen:
Was sind meine aktuellen Projekte? Was vom Inhalt der Ordner ist dafür noch von Belang? Der Rest: Weg damit.
Mit diesen Kriterien gewappnet, darf sich der Papierberg verpuppen: Ob er ein vielfarbiger Schmetterling wird, wage ich zu bezweifeln. Aber who knows? Auf jeden Fall erwarte ich jede Menge Dünger für zukünftige Unternehmungen, zu denen ich in meinem rosa Lebensboot aufbreche.
Alle, die Lust haben, Platz für das Wesentliche im Leben zu schaffen, lade ich herzlich zur „Online-Journal-Woche: Platz für das Wesentliche schaffen“ ein.
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