Kreativität ist ein Modewort geworden. Und ein Diktat: Wir sollen flexibel, kompetent, reflektiert sein. Und eben „kreativ“. Ich mag das Wort „schöpferisch“ lieber, obwohl da immer so ein göttlicher Anspruch mitschwingt. Am schönsten ist vielleicht „einfallsreich“ und „spielerisch“, um genauer zu beschreiben, was es eigentlich heißt, „kreativ“ zu sein.
Mein Tochter könnte dazu wahrscheinlich noch mehr beitragen. Sie gestaltet, spielt, malt, erschafft, formt, verwandelt, behandelt, färbt, näht, so oft sie kann. Das Ergebnis ist oft skurril und lustig, wie das Bild ihrer papiernen Hausschuhe zeigt. Ihr kleiner Bruder bekam übrigens Clogs, mit einem alten Lätzchen als Innensohle, damit er soft wie auf Wolken geht.
Nach einem solchen Beispiel assoziiere ich mit „kreativ“ auch nicht mehr „art director“ oder „Werbeagentur“, sondern denke an mein nächstes kreatives Projekt: Das Mittagessen. Wie mache ich aus einem Glas saurer Gurken, einer Packung Nudeln und Tiefkühlerbsen ein genießbares Mahl? Noch habe ich keine Idee, aber die Inspiration kann ja noch kommen.
In der Poesietherapie nimmt die schöpferische Kraft von Menschen einen zentralen Platz ein, gleich neben der Lebensenergie. Das Schöne daran: Wir alle haben sie und können sie pflegen und hegen und wachsen sehen, wie ein Gärtner seine Pflanzen.
Vielleicht lasse ich die sauren Gurken heute mittag weg und kreiere mit ihnen heute Abend Käse-Schwarzbrot-Gurken-Türmchen wie in den 70er Jahren. Dazu stelle ich meine orangen Kerzen auf den Tisch und lege Santana auf. Und das Mittagessen wird dadurch auch genießbarer. Es lebe die Kreativität!!!