Vom Suchen und Finden

Ostern naht und damit das alljährliche Suchen. Über diese Sache habe ich gerade einiges gelernt. Über das Suchen und Finden, meine ich. 

Aufschlussreich sind schon diese Formulierungen: „das Glück finden“, „Ruhe finden“, „zu sich finden“. Diese Wendungen klingen, als ob wir Glück und Ruhe einfach so auf dem Weg finden könnten wie ein Zwei-Euro-Stück oder ein Halstuch, das eine Spaziergängerin verloren hat. 

Wahr ist, um Glück und Ruhe zu finden, braucht es meistens etwas Einsatz: Wir müssen erstens herausfinden, was uns denn glücklich macht, wir müssen zweitens überlegen, wie wir daran gelangen können und wir müssen drittens losgehen, um es dann vielleicht zu finden. Nicht einfach so, sondern mit eigener Anstrengung, weil wir danach suchen.

Zugegeben, in seltenen Fällen finden wir genau das, was wir brauchen, scheinbar ohne eigenes Zutun. Das nennt man dann auf Englisch Serendipity – glückliche Fügung. Und weil das Wort und die Erfahrung so schön ist, hier noch mal in Zeitlupe:
S e r e n d i p i t y.

Wahr ist allerdings: Ganz tief drinnen haben wir bereits geahnt, was wir brauchen könnten. Das Wissen war vorbewusst vorhanden, wir konnten es nicht zulassen oder hatten noch keine Worte dafür. Und dann begegnet uns eine Lösung und plötzlich ist es uns klar: Genau! Das machen wir, das brauchen wir, das nehmen wir, das ist es.  S e r e n d i p i t y.

Genug der Theorie. Von unserem Mutter-Tochter-Wochenende auf Wangerooge haben Carlotta und ich praktische Lektionen in Suchen und Finden mitgebracht. Stellt Euch vor: Wir haben am Strand eine richtige, echte Flaschenpost gefunden. WIRKLICH! Mit Brief und versiegelt und so. Natürlich ohne danach zu Suchen. Waren wir aufgeregt! 

Bild

Als wir die Flasche dann mit einiger Mühe endlich geöffnet hatten, waren wir erstmal enttäuscht. Eine Frau hatte einen Dankesbrief an Gott geschrieben. Rührend, aber nicht für uns und ohne Adresse, an die wir hätten zurückschreiben können. Aber wir waren ja nun auch nicht der Adressat. Die Flasche schwimmt jetzt wieder – für S. hoffen wir, sie schwimmt in Richtung Gott. 

Dann fand Carlotta auf dem Weg vom Strand ins Quartier ein Osterei, bunt, aus Plastik, mit Bändchen. Es war wohl von einem geschmückten Strauch davon geweht. Auf Nordseeinseln weht ja oft eine steife Brise. Damit konnten wir schon mehr anfangen im Hinblick auf Ostern. Aber Serendipity war das auch nicht. 

Am Nachmittag saß ich dann in der kleinen Künstlerwohnung unserer Freundin R. im Sessel in der Sonne und schaute zum blaukarierten Küchentisch, der mit Leinwänden, Farben und einer Riesenauswahl von Pinseln bedeckt war. Carlotta und R. standen sich gegenüber, malten gleichzeitig und redeten abwechselnd (beide tun das gern und viel). Ich kam kaum dazwischen.

Dann, nach etwa einer Viertelstunde, geschah es. Vom Tisch ausgehend hatte mich eine Wolke des Schaffens eingehüllt, während ich selbst gar nichts zu tun brauchte außer zu genießen. Seelenruhe kehrte ein, Dankbarkeit für die Auszeit und das Gefühl, ganz, ganz viel Glück zu haben, jetzt hier in meiner Ecke zu sitzen und diese beiden wunderbaren Menschen da beim Malen zu erleben. Ob das Serendipity ist? Egal – es war auf jeden Fall sehr, sehr schön.

 

 

 

 

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