Vorfreude …

… ist die schönste Freude heißt es. Ob das so stimmt? Für meinen Sohn auf jeden Fall. Und weil er sich schon seit September unbändig freut und zwar genau seit dem Tag, als die ersten Spekulatius bei Rewe auftauchten, habe ich schon seit geraumer Zeit die Gelegenheit, weihnachtliche Vorfreude zu beobachten.

Früher war alles anders

Wenn ich mich recht erinnere, setzte dieses Gefühl bei mir in meiner Kindheit immer erst zur Adventszeit ein, wenn ich die billigen Schokokalender mit den verboten-süßen Vollmilchschokoladenfiguren in der Einkaufstüte meiner Mutter entdeckte und meine Oma begann, die diversen Kekseback-Nachmittage, die wir vor uns hatten, zu planen. M., mein Sohn, der Glückliche, dagegen erlebt das Fiebern auf Weihnachten schon seit zwei Monaten. Er spielt seit Wochen die Weihnachtsplaylist von Spotify, fordert Keksebacken und Kerzennachmittage ein sowie Familienfilme auf dem Sofa.

Wie lange vorfreuen?

Ob die Vorfreude allerdings zunimmt, wenn man sie verlängert, ist eine für mich ungeklärte Frage. Ich neige dazu, sie zu bejahen, wenn ich mir meine Vorfreude auf den Jahresurlaub vor Augen führe. Freude setzt zuverlässig und gleichbleibend stark ein, sobald ich an Frankreichs Süden zu Ostern denke. Egal, wann im Jahr ich das tue: Café au lait, Croissant, die ersten Blüten … , ihr wisst, was ich meine.

Freuen üben

Die Meisterin der Vorfreude war übrigens meine Mutter: Stand eine Feiertag an, erinnerte sie uns täglich an das Fest, schrieb Listen, was einzukaufen war, wer einzuladen war, was verschenkt werden würde etc. Und rief in Abständen etwas wie: „Ach wie schön, dass wir uns bald alle wieder sehen.“ Oder: „Ich freu mich so auf den Frankfurter Kranz“. Das tat sie so überzeugend, dass uns allen immer das Wasser im Munde zusammen lief.

Wenn ich es recht bedenke, war meine Mutter auch eine Meisterin der kleinen Freude. Sie verstand es, jedem Tag ein Mützchen Freude aufzusetzen. Meist waren es kleine Belohnungen, wobei wir nichts dafür zu leisten hatten. Nachmittags kredenzte sie eine neue Sorte Kekse zum Kaffee, am Wochenende lud sie uns früh morgens zum Kneippspaziergang in den Garten ein: Mit bloßen Füßen durchs feuchte Gras, dann in den Eimer mit warmen Wasser, dann wieder ins feuchte Gras. Wir kreischten vor Vergnügen – vor allem, wenn wir die kalten Zehen ins warme Wasser steckten.

Das Talent der Freude hat meine Mutter offensichtlich an meinen Sohn vererbt. Und auch ich injiziere meinen vollen Tagen mittlerweile kleine Highlights, vor allem dann, wenn ich sehr angestrengt bin: Das Croissant mit Crema in der kleinen Fattoria, bevor der Arbeitstag so richtig startet. Ein kleiner Blogartikel (wie dieser) noch vor dem ersten Zoommeeting (gleich). Abends ein Gang mit dem Hund durch die gelben Alleen und dann ein Cremant mit der Freundin in der Bar um die Ecke. Ach, es gibt so viel Schönes zu erleben.

Impulse für dich

Zum Thema Vorfreude fallen mir heute zwei Anregungen ein.

Nr. 1: Schreib eine Liste mit allen Dingen, Menschen, Erlebnissen, auf die du dich freust.

Nr. 2: Notiere heute und an den sieben kommenden Abenden jeweils eine Sache, auf die du dich am kommenden Tag freuen kannst. Wenn du nichts zum Freuen findest, denk dir eine klitzekleine Freude für dich aus!

Ernte nach einer Woche: Schreib am achten Abend auf, wie es dir in der zurückliegenden Woche ergangen ist und ob diese organisierte Vorfreude für dich ein Mittel sein könnte, deine Tage zu verschönern?

Viel Freude wünscht dir Birgit

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

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