Wieder Weihnachten

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Ich habe – wie von jeder Inselreise – ein bisschen Strandgut mitgebracht. Als ich den letzten Blogbeitrag „Im Auge des Sturms“ schrieb, war das durchaus nicht absehbar. Denn wo im Sommer die weißen Strandkörbe stehen, hatte sich am Freitag auch bei Ebbe das Meer ausgebreitet.

Am Samstag zog es sich an seinen angestammten Platz zurück – und mit einem Sprung über die zwei Meter hohe Abbruchkante gelangte ich dorthin, wo vor zwei Tagen noch weißer Sand gewesen war – der nun für mindestens 400.000 Euro wieder mühsam aufgeschüttet werden muss. Kurz und gut: Ich konnte meine Muscheln sammeln.
So angestrengt ich auch suchte, es waren keine vollständige Schalen darunter. Beim zweiten Blick auf die beschädigten Objekte entfalteten sie aber einen ganz eigenen Charme: ein Muschelrand erinnerte an einen vollkommenen Halbmond, ein Stück angespülte Baumrinde glänzte innen so tiefrot, wie ich es noch nie gesehen hatte. Außerdem fand ich einen Muschelsplitter, der haargenau wie ein Engelsflügel wirkte – mitsamt den Federn. Und schließlich sammelte ich eine geheimnisvolle grünlich angelaufene Münze ein, die mich von Galeeren und Goldschätzen träumen lässt.

Mein vom Sturmwind geleerter Kopf hat ganz besonders auf diese unvollkommenen Schönheiten reagiert. Sie haben mich getröstet. Nichts muss perfekt sein, auch Vorläufiges, auch Zerbrochenes hat Charme. Etwas, dessen Zeit vorbei ist, kann Ausgangspunkt für etwas Neues, Schönes sein.

Mit dieser Idee und mit dem Strandgut als Anregung habe ich am Sonntag den Schreibmorgen in Bremen begonnen. Die Teilnehmer und ich schrieben Verschenktexte zum Thema Weihnachten. Am meisten haben wir uns dabei selbst beschenkt. Doro und Iris sind einverstanden, dass ein kleines Textchen von ihnen in diesem Blog erscheint. Euch allen viel Freude beim Lesen.

Weihnacht

W ohlwollen wird
e rwartet und auch Güte und Gaben
i ndiskutabel sind Geiz und Garstigkeit
h offe ich kann mit dem Angemessenen dienen
n ehme es mir vor
a ber ohne Garantie
c hristlich sein ist schwierig
h eilig sein unmöglich
T atsache ist: Der Mensch ist unvollkommen.
(Birgit)

Weihnacht
W elch
E in
I nnerer
H immel!
N ichts
a ußer
C hristus
h at
T Tragweite. (Doro)

Haiku
Heilige Zeit. Jetzt
liegt Verheißung in der Luft –
Glänzend wie ein Traum. 
(Doro)

Weihnachten damals
So heilig in mir das Erwarten: es kommt das Christkind – noch kleiner, noch verletzlicher als ich. Als ich, die für alle sorgt zu Hause, die zittert, ob es allen gut geht.
 Ich weiß, das Christkind ist noch kleiner als ich und zugleich soviel stärker, dass es auch mich mit all meiner Angst, meiner Not und meinem Kummer trägt.
Eine Nacht nimmt es die Sorge für alle mir Anvertrauten ab. Eine Nacht Kraft schöpfen, eine Nacht, Sanftmut erleben. Eine Nacht tief ganz tief getröstet werden.
Mit den Liedern verschmelzen. Eintauchen in „alles wird gut“. Du bist nicht allein. Friede den Menschen – so sein wie Gott uns schuf – ohne falsche Hülle der Gedanken und Ängste. Sanftes leuchtendes Weihnachtsfest. Danke. (Iris)

Weihnachten

W ieder einmal so weit
E s weihnachtet sehr
i ch habe Geschenke gekauft
h offentlich gefallen sie allen
n och ist Zeit für andere Ideen
a uch die Essensplanung steht noch aus
c hristliche Menschen essen: Karpfen?
h eidnische Menschen essen: vegan?
T annengrün gehört auf jeden Fall dazu
e twas Lametta für den Flair
n un ist alles bereit: Es weihnachtet sehr. (Birgit) 

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