Schokolade bildet …

Grade komme ich zurück aus Göttingen, dort habe ich das Seminar „Science goes Public“ gegeben, in dem Studierende lernen können, Wissenschaft auch für Laien verständlich zu vermitteln. „Tolle Arbeitsatmosphäre“ fand R. in der Feedbackrunde, „Mehr gelernt als in vielen Fachseminaren“, sagte K. Nur C. meinte: „Das Feilen an der Meldung hat mir echt zu lang gedauert“.

Gemeint hat sie wohl: „Das war mir zu anstrengend“. Und das ist eine wichtige Lernerfahrung: Schreiben ist  manchmal Arbeit, kostet Hirnschmalz und erfordert deswegen nicht unerhebliche Mengen Schokolade – oder andere Arten der Selbstfürsorge. Im Seminar haben wir uns für Schokolade entschieden, natürlich aus didaktischen Gründen. Überwiegend.

Die Schokolade war nötig, damit die Studierenden eine in der Wissenschaft unterschätze Wortart wieder entdecken, die „schwitzenden Verben“. Diese Verben sprechen nicht nur den Kopf, sondern alle Sinne an wie eine Zeile aus einer Schillerschen Ballade zeigt:
Und es wallet und siedet und brauset und zischt
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt …

Bei der Übung im Seminar sollten die Studierenden möglichst genau wahrnehmen, was sie schmecken, fühlen, tasten, denken, und dann treffende Formulierungen dafür finden. Die Übung macht Spaß, aber vor allem geht es um die Erkenntnis: Texte jeder Art werden besser, wenn Worthülsen und Verklausulierungen verschwinden und präzise Begriffe ihren Platz einnehmen.

Texte aus der Wissenschaft sind dann nicht mehr vage, sondern genau. Sie werden gehaltvoller, dichter und oft auch kürzer, prägnanter. Ein nicht unerheblicher Vorteil in Zeiten des Internets. Der amerikanische Dichter Ezra Pound hat die beliebte Geschwätzigkeit mit diesen Worten entlarvt – und wohl nicht nur Wissenschaftler gemeint: „The less we know –
the longer our explanations are.“
Bei der Arbeit an unserer Meldung aus der Wissenschaft haben wir nahezu jedes Wort gedreht und gewendet, abgeklopft und geprüft auf seine Tauglichkeit hin, bis wir zufrieden waren.

Das war anstrengend, liebe C., zugegeben, aber am Schluss waren wir uns einig: Wer die Meldung liest, versteht, worum es bei der neuen Therapieform geht, die wir vorstellen und warum sie so wichtig ist. Unsere Arbeit hat sich gelohnt. Und dies Gefühl kann höchstens von wirklich cremiger, tief dunkler Schokolade übertroffen werden, die ganz langsam im Mund zergeht …

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

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