Die rote Flora ist beflaggt.
Die Welt ist wie sie ist – das Barcamp findet mitten drin statt.
Plakate fordern Frieden für Gaza und Israel. Die Welt und ihre Not ist nicht fern. Noch ein paar Schritte um die Ecke, dann sehe ich das betahaus, ein Coworking und Event-Zentrum, in dem am Freitag, 17. November 2023, Punkt 16 Uhr, das erste deutsche Journaling Barcamp beginnt.
Eine bunte, neue Welt erwartet mich drinnen in der Wärme: Übergroße Bildschirme stehen bereit, Menschen in allen Gender- und fast allen Alterskategorien finden ihren Weg ins Plenum vor die große Leinwand, Tische bieten Stifte in allen Farben an, Kaffee duftet mit Gebäck um die Wette, ein Buch wartet auf Eintragungen, die sich magisch in eine Datei und in ein Bild auf dem Screen verwandeln. Technik-Magic und mehr liegt in der Luft.
Und während die graue Novemberwelt draußen bleibt, bringen wir unsere Alltagsthemen auf die Spielwiese des Journaling. Und dort gibt es neue Perspektiven:
„Mit Stift und Papier überall hin“
Das Motto, das Nicole Woltmann, Diana Meier-Soriat, Simone Däfler (von links) und ich – das Orga-Kleeblatt des Barcamps vor etwa einem Jahr überlegt haben, ist in mir zur Sehnsucht geworden. Angesichts von Kriegen und privaten wie öffentlichen Finanz- und Ökokrisen brauchen wir ungeahnte neue Wege.
Die Sehnsucht lässt sich nicht abschütteln. Und das ist gut so: Während sich drei Tage lang die Fans von Sketchnoting, Bullet Journaling und klassischem Journalschreiben in spontanen Sessions austauschen, kristallisieren sich in mir neuer Mut, Freude, Ideen, wie ich all dem begegnen kann – mit Stift und Papier und mit Zielen, die zu mir passen.
„Bin so inspiriert gefahren“, schreibt mir eine Teilnehmer:in. „Mein Bulletjournal wird jetzt erweitert: Jeden Tag ein paar Zeilen, wie es war, wie es werden soll.“ Die Teilnehmer:in will ab jetzt die Richtung jeden Tag mit dem neuen Journalwriting selbst vorgeben. Nicht geschüttelt werden von den Umständen.
Eine andere erzählt mir mit leuchtenden Augen beim Frühstück in der Superbude St. Pauli, wie sie ihre persönlichen Albträume seit Jahren im klassischen Journalschreiben verwandelt und die Neuerungen im Büro mit Bulletpoints schafft.
Darüber hinaus gibt es im betahaus kleine Workshops zu Themen, die die Teilnehmer:innen vor Ort ausgewählt haben. Papiermusik, heißt eine Session, den meine Wiener Freundin Ruth anbietet, auf der Treppe aus ihrer Session kommen mir beseelte Menschen entgegen: Das war so wundervoll, sagen sie.
Claudia Scheidemann hat ihre Igel-Methode ausgepackt, die sie in der Weiterbildung zum Journalwriting Coach weiter entwickelt hat. Sie hat glänzende Augen: So viele wollten mit ihr stachelige Lebenssituationen in neue Möglichkeiten verwandeln.
Synthese – das ist das Wort, das mir zu unserem Event einfällt, den wir fast ein Jahr lang mit Liebe und Einsatz geplant haben. Und weil der Raum im Blog viel zu klein ist, um meine Ernte aufzunehmen, lade ich dich ein, dir auf journaling_barcamp bei Instagram selbst ein Bild zu machen.
Einige persönliche Highlights sammle ich in dieser Liste ein:
- Kathleen Adams aus Denver schickt Grüße in ihrer Videobotschaft und macht die weltweite Journal Community fühlbar.
- Das druckfrische Kartenspiel mit Impulsen aus dem klassischen Journalwriting für jeden Tag ist ein Renner. Mein Körbchen mit rund dreißig Exemplaren ist schnell leer.
- Mike Rohde aus Milwaukee, Sketchnoter mit 14tausend plus Followern, zeigt in seinem Grußwort, wie er seinen Tag plant und macht mir Lust aufs Planungsjournaling 😉
- Meine neuen bunten Stiften in orange, taupe, barcamp-grün machen meine Journaleinträge so fröhlich!
- Die vielen Journalfreund:innen, die ich begrüßen darf, darunter Mitglieder unserer Personal Writing Community und aus der Redaktion der SchreibRÄUME, frische gebackene Journal Writing Coaches aus meinen Lehrgängen in Wien
- und Vechta und meine Freundinnen aus der Poesietherapie.
So viel pralles Leben lässt feinsinnige Menschen und eher Introvertierte wie mich oft ein Stück überwältigt zurück.
Mein Weg zurück zu mir
… ist passend zur Weihnachtszeit – das Backen. Das Foto zeigt das Ergebnis unseres traditionellen Backwahns vom vergangenen Sonntag: Sechs Frauen sorgen für die Adentssonntage vor. Das wird lecker.
Mit den Händen Teig kneten, ausrollen, kleine Sternchen, Herzchen, Schweinchen ausstechen. Dann der Duft der feinen Plätzchen, der buttrige Geschmack, der auf der Zunge zergeht. Die bunten Streusel bieten dem Novembernebel Paroli.
Meine Anregung zur Verarbeitung von Eindrücken für dich ist heute:
Schreib eine Momentaufnahme von einer Situation, in der du ganz und gar bei dir ankommst. Ist es beim Schwimmen? Beim Spazieren gehen? Lesen? Oder backst du gerne. Skizziere die Situation mit allen Sinnen, finde fühlbare Worte, schwelge im Moment und erlebe ihn beim Schreiben neu.
Eine Momentaufnahme ist eine klassische Journalmethode, die hilft, gute Momente in deinen Erfahrungsschatz aufzunehmen. Diese Texte können dich ins Lot bringen, Mut machen und trösten, wenn es mal wieder stürmisch sein sollte in deinem Leben.
Und wenn du eher zeichnest oder Sketchnotes liebst, gestalte eine Seite zu dem Thema „Wie ich zu mir zurückkomme“ in deinem Journal.
Teile das Bild oder deinen Tipp zum Ankommen gern im Kommentar unten!
Deine Birgit