Zum Gehört werden, gehören zwei. Einer muss für eine Weile stille sein, dem Gegenüber die Bühne überlassen und mitschwingen, gelegentlich mmmh, ooooh, oder aaaah machen, und nicht nur körperlich, sondern auch mit den Gedanken anwesend sein. Wie schwierig das sein kann, kennen wir alle, etwa wenn die 88jährige Großtante zum zigsten Mal die Anekdoten aus der alten Heimat erzählt.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, heißt es. Trotzdem reden wir meist lieber selbst und das Zuhören überlassen wir anderen. Wir posten, twittern, liken, bloggen, outen uns.
Während wir das tun, können wir nicht nur nicht zuhören, sondern unsere Aufmerksamkeitsspanne verringert sich, meinen Autoren wie der Psychiater Manfred Spitzer. Zuhören über einen angemessenen, längeren Zeitraum wird also noch schwieriger.
Der Schweizer Arzt Paul Tournier, der die Arzt-Patienten-Beziehung heilen wollte, sagte: „Wir unterschätzen immer noch das enorme menschliche Bedürfnis, wirklich gehört, ernst genommen und verstanden zu werden.“
„Zeugnis ablegen“ ist ein Konzept aus meiner Doktorarbeit. Als ich dafür Gespräche mit traumatisierten Menschen führte, habe ich zum ersten Mal verstanden habe, wie wichtig ein offenes Ohr ist und ehrliches Interesse. Aus Gesprächen werden dann wirkliche Begegnungen.
Wer Zeugnis ablegen will braucht jemanden, der ihm zuhört. Nur dann kommt das Zeugnis an, wird es weiter getragen, ist die Mission erfüllt.
Autoren, Journalisten, Schreibende jeder Couleur leben vom Publikum. Und auch, wenn wir nicht für die Öffentlichkeit, sondern nur für uns selbst schreiben, brauchen wir ein Gegenüber, ein inneres, wohlwollendes, damit überhaupt ein Text auf Papier kommt. Eine Schreibkurs-Teilnehmerin erzählte mir, dass sie immer einen realen Freund im Kopf hat, wenn sie schreibt. Nur dann kann sie ihren inneren Zensor im Zaume halten.
Texte sind Dialoge, weil sie an jemanden gerichtet sind. Sie können sogar Polyloge sein, das bedeutet vielstimmig. Hilarion Petzold, Vordenker der Integrativen Therapie, bezeichnet seine Vorträge und Aufsätze gern als Polyloge, weil er sich auf so viele Vordenker bezieht und von ihnen gelernt hat. Er braucht sie für seine Ideen. Seine Texte brauchen viele Autoren, dann haben sie viele Zuhörer.
All diese Überlegungen bringen mich dazu, das Zuhören heute hier zu würdigen.
Ein Ort, an dem wir die wohltuende Wirkung des Gehört werdens regelmäßig erleben, sind Schreibgruppen. Wenn wir unsere Texte lesen, die Resonanz der anderen hören und spüren, wissen wir: Hier ist etwas Wertvolles passiert. Wir sind uns über die Texte begegnet.
Wer Lust hat, mal wieder das Zuhören zu üben, kann das gleich morgen ab 19 Uhr in der Kulturküche in Bremen tun. Meine Kollegin Anke Fischer veranstaltet dort eine Lesung zum Thema „unterwegs – in der Welt“.
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