Nächste Woche bekomme ich Feedback zu einem sehr persönlichen Text. Zu einem Text, der mich verletzlich zeigt, aber auch stark in meinen Meinungen und Entscheidungen. Ich gebe zu: Ich bin ein wenig nervös.
Drei Personen haben diesen Text bisher gelesen, sechs haben Ausschnitte daraus vorgelesen bekommen. Alle diese Personen habe ich mit Bedacht ausgewählt. Denn:
Feedback ist Vertrauenssache
Feedback will gelernt sein
Feedback verlangt Kompetenz
Und ganz viel Liebe zum Schreiben und zu Texten.
Feedback ist NICHT
wie das literarische Quartett es vorgeführt hat:
Bei dieser beliebten deutschen Literatursendung fielen vier Kritiker meist mit harscher bis vernichtender Kritik über ein Buch und dann übereinander her.
Die Kolleginnen, mit denen ich mich nächste Woche zum Feedback treffe, vertrauen auf Feedback, das aufbaut, ohne zu beschönigen. Das ehrlich ist, ohne zu zerstören. Dieses Feedback führt zuverlässig weiter.
Wer Feedback gibt, sollte immer „das Potenzial eines Textes“ im Blick haben, rät die Autorin und Schreiblehrerin Judith Barrington. Sie warnt in ihrem Buch „Erinnerungen und Autobiografie schreiben“ vor harscher einseitiger Kritik und ermuntert dazu, die eigene subjektive Sicht als solche zu erkennen.
In meiner Poesietherapeutischen Weiterbildung haben wir das Feedback wegen seines subjektiven Charakters „Resonanz“ genannt. Es geht um das, was in uns widerhallt.
Was verstört uns? Was freut uns?
Wo hören wir genau hin? Wo hören wir weg?
Was ärgert uns? Wo bleiben Fragen offen?
Wann werden wir traurig? Wo hoffnungsvoll?
Die Autorin, der Autor erkennt mit Hilfe dieser Resonanz vielleicht zum ersten Mal, was er oder sie da eigentlich alles gesagt hat. Das kann für Lesende und Schreibende gleichermaßen erhellend sein.
Und selbst bei wissenschaftlichen Artikeln können Resonanz-Fragen helfen:
Wo bin ich irritiert? Was gefällt mir, wo freue ich mich über eine Formulierung?
Wo fehlt etwas? Was will ich noch genauer wissen?
Die Antworten helfen dem Autor, der Autorin, die Logik eines Textes, die Argumentation, die Verständlichkeit, den Lesespaß (ja, den kann es auch in Wissenschaftstexten geben) zu verbessern.
Resonanz-Feedback hilft jedem Text. Beim Memoir erbitte ich etwa Feedback zu meiner Schreibstimme: Wo hörst Du mich als Autorin klar und deutlich? Wo verliere ich Dich? Wo glaubst Du mir, wo zweifelst Du? Was braucht der Text, damit Du, die Leserin, mich, die Autorin, mit Freude und Neugier von Anfang bis Ende begleitest?
Schreiblehrerin Doris Märtin sagt: Feedback macht Texte gut und gute Texte besser. Schreibcoach Michael Sauer rät: Erziehen Sie sich ihre Feedback-Geber*innen. Sagen Sie Ihnen, genau, wozu Sie ein Feedback möchten und wozu nicht.
Manchmal kommt es vor, dass Leser*innen sich nicht daran halten. Letzte Woche bekam ich wieder mal ungefragt Feedback zu Textpassagen, die ich gar nicht für ein Feedback vorgesehen hatte. Zunächst reagierte ich wie eine Löwenmutter, die ihr Junges verteidigt: Lass bloß mein wunderschönes Textbaby in Ruhe!
Nach einem Tag las ich das unerwünschte Textfeedback erneut und stellte fest: Einer der Änderungsvorschläge gefiel mir richtig gut. Wie froh war ich, dass ich meine Löwenmutter nicht vorschnell losgelassen hatte!
Wenn das Feedback mal nicht zu passen scheint, können Autor*innen immer noch abwägen, ob und was sie annehmen wollen. Das ist unser gutes Recht. Auch Leser*innen können irren.
Meine Erfahrung ist allerdings: Meistens kann ich von ihren Reaktionen auf meinen Text viel profitieren. Vor allem, wenn sie ihr Feedback so geben, wie der nette Italiener im Eiscafé mir seinen Cappuccino serviert: „Wie immer, meine Dame, mit viel Liebe zum Produkt“.
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