Blog-Schreiben kann zur lieben Gewohnheit werden – und noch viel mehr. Weil ich in den letzten Wochen kaum Zeit zum Schreiben hatte, durfte ich erfahren, wie sehr mir diese Gewohnheit ans Herz gewachsen ist. Und Ihr, meine Leser und Leserinnen.
„Ich liebe Euch“, „Ihr seid ein tolles Publikum“, diese Sprüche von bekannten und unbekannteren Künstlern lösten in mir bislang das Gefühl von Fremdschämen aus: „Wie naiv!“ Oder auch: „Wie verlogen!“, dachte ich. Nun ahne ich, es steckt wahrscheinlich ein dickes Körnchen Wahrheit in den Sprüchen.
Zu Eurer Beruhigung: Ich bin dem Schreiben treu geblieben – zuletzt auf Wangerooge, wo Karnevals-Muffel zusammen mit mir ein paar Tage „Schreiben für die Seele“ und den Panoramablick (siehe Foto) aus dem Seminarraum am Meer genossen. Ich sage bewusst „genossen“ und schäme mich nicht fremd.
„Die tollen Tage wirken nach“, schrieb mir eine Teilnehmerin und meinte nicht den Karneval. „Ich bin mir wieder näher gekommen“, sagte eine andere. Das kann ich bestätigen. Der viele hundert Quadratkilometer-weite Blick aufs Wasser, der Geruch von Salz in der Luft, das Knacken der Jakobsmuschen unter den Füßen, alles wirkte zusammen und machte die Tage zu einer Schnell-Kur für die Seele.
Das Knacken der Muscheln, das eine Teilnehmerin in ihrem Text beschrieb, wird mich wohl für immer begleiten – bei jedem Gang aufs Watt werde ich auf die Muscheln unter meinen Füßen lauschen. Das verdanken wir dem Schreiben: Wieder auf die kleinen Freuden achten, sich an Worten freuen, an Formulierungen, an kleinen und größeren Erkenntnissen.
Und darum liebe ich auch meine Blog-Schreibe-Stunden. In Eurer Gegenwart (Ihr seid beim Schreiben in mir anwesend) reflektiere ich Erlebnisse und finde für sie eine Form. Sie dürfen sich ablagern im Blog und in mir, als Erfahrungssediment, verziert mit hübschen Fotos (meistens), und mit dem guten Gefühl, dass Ihr meine Gedanken für eine Weile mit mir geteilt habt. Es ist immer eine schöne Begegnung.
Vielen Dank dafür, ich habe Euch vermisst.