Der Mensch ist doch ein Affe

… jedenfalls sagt das Dagmar van der Vent, Essayistin des Psychologie Magazines, in einer der jüngsten Ausgaben des niederländischen Fachmagazins. Und da Tiere im Käfig depressiv werden können, gelte das ebenso für Menschen. Nur sind unsere Käfige selbstgestrickt: neun bis fünf-Arbeitsrhythmus, Hypotheken bis zum Lebensende, Produktivität und Effektivität um jeden Preis.

Freie selbstbestimmte Individuen? Keine Zwänge durch Klasse und Herkunft mehr? Eine Illusion, sagt die Autorin und lässt sich von amerikanischen Verhaltensforschern und einer Evolutionspsychologin mit Argumenten unterstützen: Eine Mehrgenerationenstudie aus den USA zeigte beispielsweise, dass Angststörungen in den letzten Jahrzehnten drastisch zugenommen hätten.

Wir seien halt in der Steinzeit psychisch entworfen worden und seien schlecht angepasst an die moderne Welt: Während Menschen früher zum Beispiel auf Leid in ihrer Umgebung direkt reagieren konnten, in dem sie trösteten, Wunden versorgten oder Feinde vertrieben, nehmen wir modernen Menschen Leid und Bedrohung oft nur auf Entfernung war. Wir müssen sie ertragen, können wenig ausrichten. Wir seien hilflose Zuschauer des Weltspektakels, uns werde einfach zuviel zugemutet.

Der wilde Mensch in uns ist damals wie heute auf ein Leben im Hier und Jetzt geeicht. Er/sie braucht das Gefühl, seine Umgebung direkt beeinflussen zu können und ein Stück Kontrolle über die Welt um sich her zu haben. Und vor allem: Der moderne Imperativ: „Sei individuell!“ steht dem menschlichen Bedürfnis nach Gemeinschaft diametral entgegen.

Ein paar Tipps, um die wilden Seiten in uns zu befriedigen, hat die Essayistin zum Glück in ihrem Text noch mitgeliefert: 1. Gemeinschaften pflegen – das liegt ganz im psychologischen Trend und gilt als gesund und förderlich für die Resilienz. 2. Wirkmächtigkeit erleben – in dem man sieht, wie das Bemühen um den Garten Blüten treibt, oder indem man ein Instrument erlernt und die eigenen Fortschritte erlebt.

Ich füge den Tipps einen weiteren hinzu: Schreiben, am besten in einer Schreibgruppe, fördert menschliches Miteinander, zaubert Glücksmomente über gelungene Formulierungen, über unverhoffte Erkenntnisse, oder über ein vollendetes Textprojekt. Es hilft auch, überbordende Eindrücke zu bearbeiten, bevor sie uns überwältigen. Das ist es, was die oder der Wilde in uns mag.

Und schließlich schult Schreiben das Ausdrucksvermögen, so dass wir unseren Platz auf der Tribüne verlassen können und Akteure werden, die sich auch mal lautstark einmischen.
Wer Lust bekommen hat –> Schreibgelegenheiten findet Ihr zum Beispiel hier.

Gut zu wissen, dass so einfache Methoden genügen, um einige unserer ältesten und wichtigsten Bedürfnisse zu erfüllen. Ich wünsche Euch dabei viel Spaß und gutes Gelingen!

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