Erinnert Ihr Euch an das Faultier „Flash“ aus dem Trickfilm „Zoomania“? Und an die kleine Polizei-Häsin Judy Hopps, die laut einer Rezension „das Gute will und Chaos stiftet“. Gut. (Wenn nicht –> hier klicken und Trailer schauen). Gerade eben bin ich diese Judy Hopps, die just am Faultier „Flash“ – getarnt als Angestellte eines Bäckereifachgeschäftes – verzweifelt ist.
Und nicht nur ich, die Leidensgenossen, in der von einem auf zwei, auf drei und dann auf zehn Menschen anwachsenden Schlange, scharrten je nach Charakter ungeduldig mit den Füßen, klirrten bemüht unauffällig mit Fahrradschlüsseln, betrachteten vielsagend die Raumdecke oder verdrehten ganz unverblümt die Augen.
„Flash“, mit blondem Zopf und schickem Schirmmützchen, hatte im Schneckentempo den Kaffee in einen Becher gefüllt, wie in Zeitlupe das Croissant in eine Tüte befördert und betätigte nun in Seelenruhe einen Knopf, so dass sich die Kasse öffnete, in die sie dann – laaangsaaam – hineingriff, um noch laaangsaamer eine Münze herauszunehmen, die sie dann am allerlaangsamsten der Frau vor mir in die Hand legte. Die sagte grimmig „Danke“ und rannte buchstäblich aus dem Geschäft zur Straßenbahn. „Flash“, derweil, lächelte allerliebst.
Gründe fürs Schreiben? Brauche ich nicht zu suchen. Seht Ihr ja. Die Gründe drängen sich auf. An manchen Tagen ist es schwer, etwas anderes zutun, als zu schreiben, weil so viele Erlebnisse abgelegt, geordnet, und in Karl-Valentin-Manier verarbeitet werden wollen. Valentin wusste: „Jedes Ding hat drei Seiten, eine positive, eine negative und eine komische.“
Und wenn mal nichts passiert, gibt es meine kostbare Sammlung von „Sprungbrett-Fragen und -Satzanfängen“, die zum Eintauchen ins Schreiben anregen. Etwa dieser Beginn: „Wenn ich ganz ehrlich wäre, würde ich sagen …“. Ich liebe dieses Sprungbrett. Es fordert dazu auf, die Hüllen fallen zu lassen. Heute darf ich mich also zu Ungeduld, Anstrengung, aber auch zu Liebe und meinen Zielen für den Tag bekennen. Um ihnen offen und neugierig nachzuspüren. Gespannt, wohin sie führen. Auf jeden Fall zu mehr Ehrlichkeit und Selbstkenntnis.
Auch für abends gibt es Fragen, die das Leben mit mir selbst spannend machen. Weil ich immer etwas Neues entdecke. Eine von drei Fragen für die Zeit vor dem Schlafengehen lote ich hier mal schon morgens aus: Wer war heute mein Lehrer, meine Lehrerin?
Sollte womöglich diese blonde „Flash“/Verkäuferin mir etwas zu sagen haben? Es drängen sich auf: Eile mit Weile; was lange wärt, wird endlich gut (was für den Kaffee, den sie mir verkauft hat, im übrigen stimmt).
Sie erinnert mich auch an mein Zeitmanagement-Seminar mit dem Titel: Wer schnell sein will, muss langsam gehen. An den Satz glaube ich – wenn ich nicht gerade zu einem Termin muss und noch kein Frühstück hatte.
Erinnerungen daran, dass der Satz stimmt, gab es für mich in letzter Zeit viele: Habe ich mir doch erst vor acht Wochen einen Bänderriss zugezogen, als ich in höchster Eile die regennassen Stufen vor unserem Haus hinunterstürzte. Wie einige Monate zuvor übrigens an gleicher Stelle meine Freundin M.. Also bitte Vorsicht, wenn Ihr mich demnächst mal schnell besuchen wollt.
So jetzt wird es aber doch Zeit, mit dem Tagwerk zu starten. Nach diesem heilsamen Umweg über meinen Blog, fällt es mir leichter. Und der blonden Verkäuferin alias „Flash“ danke ich für Ihre Lektion an mich und dafür, dass sie trotz der ungeduldigen Kundenmeute besonnen und freundlich geblieben ist – und den Kaffee nicht verschüttet hat.