Schreib mit auf Wangerooge, im Sommercamp oder im Storyworkshop
Es ist schon einige Zeit her, da ging es in einem Workshop um Summerstorys: Geschichten von unbeschwerten Sommerferien, die nie enden wollen. Von der großen Liebe, die begann, vom Urlaub ohne Geld – weil jemand es mir im Nachtzug nach Rom stahl oder von der Liebe zu Orten, die frau den Atem verschlugen und die sie nie mehr losließen. Es ging um große und kleine Gefühle, und die wirken bis heute nach!
„Am Ende des Tages werden sich die Menschen nicht daran erinnern, was Sie gesagt oder getan haben, sondern daran, dass Sie ihnen ein Gefühl gegeben haben.“
Maya Angelou
Ich hörte von den Teilnehmer:innen in etwa Folgendes: „Maya Angelou hat recht, doch wie macht man das in Geschichten genau? Wie geben wir Leser:innen Gefühle? Wir wissen ja, es genügt nicht zu sagen:
‚Sie war wütend‘ oder ‚Ich war fassungslos.'“
Das stimmt. Und der Grund ist, dass emotionale Bezeichnungen wie ‚wütend‘ oder ‚traurig‘ vom Frontallappen erzeugt werden, jenem fortgeschrittenen Teil des menschlichen Gehirns, der darüber nachdenken kann, was er denkt und fühlt.
Um uns wirklich in die emotionale Lage einer Figur zu versetzen, müssen wir bis zum eigentlichen Gefühl vordringen, das gar nicht im Frontallappen entsteht, sondern in den älteren Teilen des Gehirns, dem limbischen System, dem Reptilienhirn, die mit unserem physischen und sozialen Überleben zu tun haben.
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Wenn wir diese Teile ansprechen, können wir Gefühle wirklich transportieren. Zum Beispiel, wenn wir den Körper in unseren Texten sprechen lassen mit Formulierungen wie:
die Hände zu Fäusten ballen,
die Lippen zusammenkneifen,
die Serviette umklammern,
spüren, wie sich ihr Kiefer anspannt.
Dabei hilft auch der Innere Monolog. Kombiniere ihn doch mal in deiner Geschichte mit der Körpersprache!
Hier ein Beispiel, das ich bei der Autorin Susan de Freytas ausleihe:
"Julie spürte, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballten, als sie die Serviette in ihrem Schoß
zusammenknüllte. Ihre beste Freundin hatte sie betrogen, und sie hatte nicht einmal den
Anstand gehabt, es zu verbergen. Wie hatte Julie sie nur so katastrophal falsch einschätzen
können? Dabei hatte Julie geglaubt, sie würden noch Freunde sein, wenn ihre Kinder
erwachsen sind, wenn sie zwei alte Schachteln sind, die früh aufstehen, um auf den
Flohmarkt zu gehen…"
Fühlst du hier mehr mit der Hauptperson mit?
Doch egal wie gut diese Tipps wirken, am Wichtigsten fürs Schreibglück ist nach meiner Erfahrung dies:
Eigene Worte zu finden und sich daran zu freuen.
Raum für persönliches Wachstum und eine stärkende Gemeinschaft zu erleben.
Inspirierenden Anregungen folgen zu können, die direkt in den Schreibfluss führen.
Die Erfahrung, dass aus deinen Geschichten Freude, Stärke und Perspektive entstehen können.
Schön, wenn andere nachfühlen können, was dich oder deine Figuren in der Geschichte bewegt. Doch zuerst kommt immer deine eigene Schreibfreude und persönliches Wachstum.
A propos, Freude. Ob auf Wangerooge, im Storywriting Workshop oder im Sommercamp: Es wird um viele gute Gefühle gehen. Welche sollen es für dich sein?
Wenn du magst, habe ich noch einen klitzekleinen Impuls für dich. Notiere gleich jetzt ein Gefühl, dass du in den nächsten Wochen häufiger erleben willst und beobachte, wie es sich in deinem Leben immer wieder entfaltet. Erlebe einfach selbst, wie Worte wirken können.
Viel Vergnügen!
PS: Es gibt übrigens noch ein paar Plätze im wundervollen Insel-Workshop vom 1. bis 4.9.24 auf Wangerooge: Meerblick, Strandatmosphäre, Weite und Inspiration sind garantiert. Für Einsteiger:innen und langjährige Schreibfans gleichermaßen geeignet!