Endlich Ja zu dir selbst sagen – Journalmethoden für ein starkes Ich

Kennst du das auch? Du hast dir fest vorgenommen, heute auf jeden Fall an deinem Schreibprojekt weiter zu machen, doch dann braucht eine Kollegin dringend Hilfe und es ist wie verhext, du sagst Ja. Wenn du dann endlich Zeit fürs eigene Schreiben hast, bist du zu müde.

Oder das: Im Meeting plustert sich ein Kollege auf wie ein Pfau

und es bleibt kein Raum für deine Ideen.

Oder jemand verpasst dir einen verbalen Seitenhieb

und du nimmst das einfach hin, weil dir die Worte fehlen. Nachts fällt dir dann ein, was du hättest entgegnen können und du fragst dich, warum du nicht einfach „Halt Stop“ gesagt hast.

Manche Leute sagen, wer sich im richtigen Moment nicht wehre, betreibe „People Pleasing“. Ich finde dieser Ausdruck ist provozierend, was ja manchmal gut sein kann. Doch er verschleiert die Tatsache, dass Menschen oft gute und tiefliegende Gründe haben, wenn sie nicht Nein sagen zu Überforderung, Unverschämtheiten, Zumutungen und dem üblichen Zuviel des modernen Lebens.

Doch Tatsache ist auch:

Wer nicht nein sagen kann, ist oft überfordert, erschöpft oder hat schlechte Laune,

weil die eigenen Belange zu kurz kommen.

Vor etwa zwei Jahren spürte ich selbst die Folgen davon, dass Ja zu meiner Standard-Antwort geworden war. Auf der positiven Seite verbuchte ich eine vielseitige Aufgabenpalette, erfolgreiche Projekte und inspirierende Vernetzung mit Kolleg:innen. Doch immer öfter fehlte mir die Kraft und Zeit für Herzensdinge und Menschen. Ich sehnte mich nach Zeitinseln und meiner sprühenden Lebensfreude. Es war für mich höchste Zeit zu lernen, anderen, aber auch mir selbst Grenzen aufzeigen.

Ich begann, mich selbst genau zu beobachten und stellte schnell fest, dass ich offenbar zu liebenswürdig und freundlich auftrat,

selbst wenn es mir sehr wichtig war, eine Grenze zu setzen: Mein Nein war wie ein flauschiges Wollknäuel, das ich Menschen vorsichtig in den Arm legte. Das Problem: Viele nahmen mein weich gepolstertes Nein nicht mehr wahr oder fühlten sich eingeladen, es einfach zu übergehen.

Also versuchte ich mir bei erfolgreichen Neinsagern etwas abzugucken. Zum Beispiel bei meinem Mann: Es kommt vor, dass er Menschen das Nein vor die Füße knallt wie einen nassen Lappen – und er fährt gut damit. Andere respektieren ihn trotzdem oder gerade deshalb und er erreicht seine Ziele. Allerdings braucht er auch nicht viele Kontakte, um glücklich zu sein. Für ihn – in seiner Männerwelt – passt das perfekt.

Für mich ist das kein praktikables Modell. Ich brauche die Verbindung zu anderen und will sie nicht opfern, wenn ich für mich einstehe. Ich will andere genauso respektieren wie mich selbst, und wenn ich Grenzen setze, sollen andere meinen Respekt spüren.

Zum Glück habe ich weiter geforscht, las Bücher und Artikel, hörte Podcasts und sprach mit Freundinnen und Bekannten.

Die Leitlinien

Dabei kristallisierten sich folgende Leitlinien dafür heraus, wie Menschen zuverlässig Ja zu sich sich selbst sagen und außerdem überall dort gute Grenzen setzen, wo es nötig ist.

Jeder muss seinen ganz eigenen Weg finden

Es gibt keine „One-fits-all-Methode“. Das Ja zu sich selbst, ebenso wie das Neinsagen zu Ballast, Aufgaben, Menschen, muss zur Persönlichkeit passen, und es muss klar und deutlich sein.

Es gibt getestete und wirksame Regeln

Wir können Strategien erlernen, mit denen wir wirkungsvoll Ja- oder Neinsagen können. Einige dieser Methoden helfen sogar dabei, Frieden zwischen gewaltbereiten Gruppen zu schaffen.

Außerdem gibt es kleine, wirksame Routinen für jeden Tag, die helfen, an den richtigen Stellen Ja oder Nein zu sagen. Zum Beispiel notiere ich morgens im Journal drei Dinge, die ich auf jeden Fall am jeweiligen Tag erleben oder erledigen möchte. Außerdem entscheide ich, was ich womöglich weglassen oder absagen will.

Abends werte ich dann meine Strategien mit einem zweiminütigen Eintrag im Journal aus, in dem ich mir diese Frage beantworte: Wie bin ich heute für mich eingestanden und wie zufrieden fühle ich mich?

Damit tue ich immer wieder den ersten und wichtigsten Schritt, der da lautet:

Alles beginnt mit dem Ja zu dir selbst

Friedensforscher, Psychologinnen und Coaches bestätigen das. Wenn wir Nein zu dem sagen, was uns schadet, sagen wir zugleich Ja zu uns selbst. Was nährt mich? Das ist eine weitere sehr nützliche Frage für jeden Tag!

Leider war der Weg, den ich hier beschreibe, nicht immer einfach. Ich hatte manche Tage, an denen mir das Nein nicht über die Lippen kommen wollte und das Ja zu mir selbst wie ein Flüstern klang. Doch dann hörte ich sie eines Tages. Die inneren Stimmen und Persönlichkeitsanteile, die mir im Ernstfall dazwischenfunken.

Ich begann, diesen Anteilen zum ersten Mal aufmerksam zu zu hören.

Innere Anteile verstehen und sie für sich nutzen

Ich fragte diese Anteile zum Beispiel:

  • Warum ziehst du mir den Stecker, wenn ich gerade dabei bin, erfolgreich eine Grenze zu ziehen?
  • Warum fürchtest du dich so sehr vor den Reaktionen anderer?
  • Warum soll ich einem Streit aus dem Weg gehen?
  • Wie kann ich dir helfen, dich zu entspannen? Was brauchst du?

Meine wichtigste Erkenntnis: Diese Anteile wünschen sich nichts sehnlicher, als endlich gesehen und respektiert zu werden. Sobald wir das tun, können wir mit ihnen kooperieren und Lösungen finden.

Das Ziel ist der Weg

Wie bei jedem Konflikt, den wir beilegen, gewinnen wir eine Menge Kraft und Energie, die wir für unseren Weg nutzen können.

Und wenn meine inneren Stimmen mal wieder zu laut werden?
Ganz viel Mitgefühl mit ihnen an den Tag legen. Und dann nutze ich die Kraft von Zukunftsbildern. Ich male mir aus, wie lebendig und frei ich mich fühle, wenn ich jetzt für mich einstehe und gute Grenzen setze.

Und ich registriere aufmerksam, wie sich jeder Schritt anfühlt, jeder kleine Sieg über zu hohe Ansprüche, überflüssige Termine und Aufgaben. Ich erlebe bewusst, wie erfüllt ich bin, wenn ich mir Zeit fürs Wohlschreiben verschaffe und Tiefe, Poesie und Kreativität in möglichst viele Momente bringe. Und ich danke mir und dem Universum, wenn ich nachts durchschlafe, morgens fröhlich aufwache und Zeit für meine Familie habe.

Und das Ende der Geschichte? Diese Vision meines Alltags ist schon ein ganzes Stück Realität geworden. Sie ist mein Polarstern am persönlichen Himmel und ich freue mich darauf, meine Erfahrungen mit anderen zu teilen. Denn ich bin davon überzeugt, dass unsere Welt liebevolle, kraftvolle und klare Menschen braucht und möchte mit dir gemeinsam dazu beitragen.

Hast du Lust bekommen, Ja zu dir selbst zu sagen und das magische, positive Nein in deinem Leben zu etablieren? Dann leiste Ana und mir Gesellschaft, schreib mit uns, erforsche deine inneren Stimmen, pflege deine guten Visionen und übe dich im gesunden Grenzen setzen. Wir freuen uns auf dich!

Hier findest du mehr Informationen: https://anaznidar.com/nein-sagen/

Hast du Lust gemeinsam zu schreiben?

ONLINE: Neujahrs-Schreibcamp 24 - 25

Was für ein Jahr! Höchste Zeit, zurück zu blicken, das Schöne zu würdigen und auch das Schwierige. Lass uns ein denkwürdiges Jahr verabschieden und ein neues mit Hoffnung und klarem Fokus willkommen heißen.

Die Live-Workshops haben bereits mehr als zehn Jahre Tradition: Jedes Jahr aufs Neue haben Teilnehmer:innen und ich erlebt, wie wunderbar die „Wünsche in Worte-Methode“ wirkt.

Ich habe sie in „Schreiben zur Selbsthilfe“ (2017, 2022) beschrieben, und sie hat vier Schritte. Und ich lade dich ein sie gemeinsam mit mir und den Teilnehmer:innen zu gehen.

Auf in ein wundervolles neues Jahr!

Bist du dabei?

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