Die Macht der Worte

Wörter können wirken. Im positiven wie im negativen Sinne. Ich denke da an das wundervolle „Heile, heile Segen, drei Tage Regen, drei Tage Schnee, dann tut’s auch nicht mehr weh“, mit dem meine Großmutter erfolgreich meine aufgeschlagenen Knie oder blauen Flecken behandelte.

Mein von der Schulmedizin überzeugter Kinderarzt riet mir neulich, eine Heilerin aufzusuchen, um die Warze meiner Tochter besprechen zu lassen. Er könne hier nichts ausrichten, von der Heilerin habe er schon wundersame Geschichten gehört. Mittlerweile ist die Warze meiner Tochter verschwunden.

Bei der Wirkung von Worten muss ich aber auch an Flüche denken, die nicht nur im Mittelalter, Angst verbreiten konnten und können. Und mir fallen Schimpfwörter ein, die – wenn sie von Eltern oder Mitschülern häufig wiederholt werden – tiefe Wunden in Kinderseelen schlagen können.

Andererseits weiß man, dass Wörter die Seele auch heilen können. Aristoteles setzte auf die Macht der Tragödien, die in Menschen eine Katharsis, eine Reinigung und Neuorientierung, bewirken könnten. Diese Idee der Heilung durch Worte hat u.a. der Erfinder des Psychodramas, Jacob Levy Moreno, in seinen Therapieansatz integriert. 

Täglich erproben all jene Menschen die Wirkung von Worten, die auf Affirmationen setzen: Das sind Ermutigungen, die wir uns selbst geben und laut wiederholen oder aufschreiben, um sie dann umzusetzen. 

Im umgekehrten Sinne, das heißt lähmend, wirken auf mich Worte, die zu Klischees geworden sind und das Besondere, das Eigene, das Wesentliche einer Erfahrung nicht erfassen. Gerade in Therapie und Coaching gibt es dafür eine Menge Beispiele. Dazu gehören auch Phrasen wie „Das macht mich jetzt betroffen“, die mittlerweile nicht nur von Satirikern und Komikerinnen benutzt werden, um die Selbsterfahrungsszene zu verulken. 

Unverbrauchte Worte, Worte, die etwas aussagen und mich vielleicht etwas Neues erfahren lassen, sind selten. Ich habe begonnen, sie für mich zu sammeln und ihre Wirkung zu erforschen.

Mein Lieblingswort heute ist das vieldeutige Wort Eigensinn. Es kann bedeuten, jemand ist anders als die anderen, nämlich: eigen. Es kann heißen: Jemand weiß, was sie oder er will. Oder vielleicht ist diese Person auch unbequem. Sie hat sicher auch ein Gespür für das Wesentliche, für den Sinn einer Handlung, vielleicht für den Sinn ihres Lebens. Sie schwimmt nicht mit dem Strom. Für mich sind dies ermutigende, inspirierende Vorstellungen.

Was bedeutet Eigensinn für Euch? Ist es für Euch eher positiv oder eher negativ konnotiert, wenn jemand eigensinnig ist? Wie wirkt Eigensinn für Euch? Ich bin gespannt … 

 

 

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

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