Schreiben verbindet …. mit Kerstin Zimmer

Schreiben verbindet – so heißt die neue Rubrik, in der ich Euch ab heute Menschen vorstelle, die mich inspirieren, weil sie ihrer Berufung folgen und darüber schreiben.

Darf ich vorstellen: Kerstin Zimmer aus Darmstadt

Kerstin vermittelt Frauen einen Sinn für die ihnen innewohnende Schönheit. Das tut sie mit ganzem Herzen, wenn sie Frauen berät und ebenso, wenn sie ihre Kolumnen schreibt. Im Familienmagazin „Fratz“ für Darmstadt und Südhessen stellt sie regelmäßig „100 Fragen an Deinen Kleiderschrank“, gibt Tipps und ermuntert Frauen, sich tägliches „Kleideglück“ zu verschaffen. Außerdem bloggt sie „aus dem Nähkästchen“.


Unser Interview hat den Titel:

„Den Glitzer in den Alltag ziehen“ <

Birgit: Liebe Kerstin, ich bin ganz vernarrt in Deine Wortschöpfungen. Zum Beispiel: „Alltagsschön“ und „Kleideglück“. Sie drücken aus, was Deine Berufung ist – und Dein Beruf noch dazu: Du hilfst Frauen dabei, sich mit ihrer Kleidung täglich wohl und selbstbewusst zu fühlen.

Das ist offensichtlich nötig: Im Film „Embrace“, den Du in einer Email an mich erwähnst, heißt es, dass 91 % aller Frauen mit ihrem Körper unzufrieden sind.

Kerstin: Hallo, liebe Birgit. Vielen Dank. Versprechen kann ich das Kleideglück nicht, wohl aber einladen, ihm auf die Spur zu kommen. Ich bin ein Gegenüber bei allem, was Frau kleidet. Denn jeden Morgen ziehen wir uns an und genau hier darf auch das Glück wohnen … Doch leider sind laut einer Statistik der Gesellschaft für Konsumforschung aus dem Jahre 2009 nur 18 % der Frauen zufrieden mit ihrem modischen Erscheinungsbild.

Birgit: Dank Dir sieht es bei vielen Frauen heute hoffentlich besser aus! Ich habe gelesen, dass es für Dich drei Arten von Glück gibt: Zufallsglück, Wohlfühlglück, Glück der Fülle.

Welches Glück finde ich in meinem Kleiderschrank?

Kerstin: Das Zufallsglück begegnet mir besonders beim Einkaufen und beim Kombinieren.

Das Wohlfühlglück besonders bei den Farben, ich mag seit Jahren viele Rottöne und kann gar nicht genug davon bekommen. Und die Farbe schwarz hat dieses Jahr sehr laut bei mir angeklopft und ich habe sie hereingelassen. Und diese Farben machen mich gerade einfach glücklich. 
Das Glück der Fülle geht weit darüber hinaus: egal ob es gerade lustvoll oder lahm in meinem Kleiderschrank zugeht, ich weiß, dass ich mich immer wieder neu erfinden kann und dass bei aller Liebe zum Detail meine Einstellung zu mir zählt.


Mein Glück hängt nicht von Klamotte xy ab.

Birgit: Jetzt mal ganz praktisch. Ich stelle mir vor, ich mache einen Garderobencheck mit Dir und wir finden ein Kleidungsstück, das mir gar nicht steht. Doch ich hänge sehr daran …

Kerstin: Ich bin dafür, dem Herz zu folgen und das Kleidungsstück zu retten. Wie oft bin ich überrascht, was wir alles tun können, um es doch noch passend zu machen. Ein Beispiel: Einer Kundin stand der Schnitt ihres Kleids perfekt. Aber die Farbe – hellorange – machte sie blass.
Das Problem ist: Ein Kleid ist das größte Kleidungsstück, was wir tragen können – außer einem Skianzug.

Also eigentlich ein klassischer Tschüssfall. Weil die Kundin aber so traurig war, haben wir getrickst und waren erfolgreich: Am Ende brachten es der Lippenstift, die Schuhe und eine große Kette als Hingucker. ‚Von Tschüss zu Wow. Aus dem Müll zum Leben erweckt‘, haben wir gesagt und waren beide froh.

Birgit: Das beruhigt mich. 
Neben Kleidern, Stoffen und Farben begeistern Dich auch Worte. Wie bist Du denn zum Schreiben gekommen?

Kerstin: Wie lange hast du Zeit? Mir fallen sehr viele Punkte ein. Das ist echt ein Eintauchen in meine Biografie des Schreibens: Die Schreibmaschine meines Opas, mein inspirierender Deutschlehrer in der 5. und 6. Klasse, die Schülerzeitung, Berge von Büchereibüchern, Radiohören & WDR schauen, Praktikum bei der Lokalzeitung, Praktikum im Buchladen, Tagebücher, Tagebücher, Tagebücher. Songwriting, Brieffreundschaften, Verarbeiten von Erlebnissen durch Aufschreiben. Entscheidungen treffen durch Listen machen.

Schreiben ist für mich einfach ein Ventil.

Birgit: Schreiben und Bekleiden hat beides mit ästhetischem Empfinden, Selbstausdruck und Lebensfreude zu tun. Doch vielleicht siehst Du noch ganz andere Gemeinsamkeiten?

Kerstin: Ja, ich sehe noch Aufgeräumtheit und Klarheit. Schreiben und Bekleiden ist eine Momentaufnahme meines Selbst.

Birgit: Ja, das kann ich bestätigen. Wir lernen uns auszudrücken, ob mit Kleidung oder mit Worten. Das bringt mich auf eine abschließende Frage: Von Deinen Worten hat es mir gerade der Begriff „alltagsschön“ angetan. Was bedeutet das für Dich?

Kerstin: Alltagsschön bedeutet für mich: ich mach’s mir heute schön, ich warte nicht auf irgendwann. Auf die passende Gelegenheit, nur für gut, auf’s Neue Jahr, wenn die Kinder groß sind, wenn ich Geld habe, wenn mein Hüftspeck weggeschmolzen ist, also das schöne Kleiden nicht verschieben. Wir haben viel mehr Alltag als besondere Gelegenheiten. Und auch die ausgefallenen Stücke aus unserem Kleiderschrank dürfen mal an einem Montag raus aus dem Schrank. Den Glitzer in den Alltag ziehen.

Birgit: Liebe Kerstin, vielen Dank für unser Gespräch und viel Glück bei allem, was Du anpackst.

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