„Double Digit Dude“ – oder: Hilfe, mein Sohn ist jetzt zehn!

Mein Sohn ist seit wenigen Tagen zehn Jahre alt. Kein Teenager, das ist er erst mit thir-TEEN, aber im zweistelligen Alter angekommen: ein „Double Digit Dude“, eben.

Noch drei Jahre ist er ein Kind. Und jetzt muss ich etwas beichten. Die Mutter, also ich, möchte, dass er das, also ein Kind, noch ziemlich lange bleibt.

Ganz anders Max: „Ich hab Dich bald eingeholt“, sagte er am Montag zurecht. Wir standen zufällig gemeinsam vor dem Flurspiegel und sein Kopf verdeckte meinen Mund. Er war ganz eindeutig in die Höhe geschossen. Ich lächelte.

Es war ein „Jetzt muss ich gute Mine machen-Lächeln. Denn NATÜRLICH will ich meinem Sohn ermuntern, tüchtig weiter zu wachsen, in die Welt hinauszugehen, seinen Weg zu machen, groß und stark zu werden.

„Damit Du groß und stark wirst“. Dieses Versprechen, ihn zu unterstützen, habe ich mit jedem Löffel Brei gegeben. Und ich stehe dazu. Ich will nicht, dass Max, wenn er 18 ist, noch immer weinend zu mir kommt, weil sein Knie blutet, weil er beim Punktspiel das Tor verfehlt hat, weil sein Kumpel „Fortnight“ spielen darf und er nicht.

Andererseits

… war es doch so schön, als ich mich noch neben ihn in sein Hochbett kuschelte, um ihm „Michel aus Lönneberga“ vorzulesen. Und es war so berührend, als er mir dieses Bild schenkte, das noch immer an der Schlafzimmertür hängt: Ein Boot auf einem großen See, das Segel weit gespannt – in Form eines Herzens. Und über dem Herz in krakeliger Schrift „MAMA“.

Ich bin noch immer ein Segel, das sich aufbläht, damit das Leben meines Sohnes Fahrt aufnimmt.

Die Art und Weise, wie ich das bin, hat sich allerdings drastisch verändert. Heute empfindet mich mein Sohn als „Segel“ für seine Leben, wenn ich ihm die neuesten Fußballschuhe kaufe und seine Fußballbegeisterung teile.

Tue ich, obwohl ich die Abseitsregel erst in „Leichter Sprache“ begriffen habe.

Und ich bei Fifa-Spielen am Computer gegen ihn chancenlos bin.

Dafür vermelde ich ihm, wie Werder Bremen gespielt hat und fahre ihn gern zu diversen Trainings- und Punktspielen.

Dort habe ich am Mittwoch Kuchen und Saft an 17 Pökse verteilt, die alle zwischen eins dreißig und eins zweiundfünfzig groß sind.

Beinahe wäre der Kuchen – ein Oreo-Cookie-Kuchen (von der großen Schwester für den Birthday-Boy gebacken) – hinfällig gewesen, als ein fehlgeleiteter Torschuss ihn um Haaresbreite verfehlte.

Am Mittwoch habe ich folgendes begriffen: die Mannschaft, der Trainer und die Influencer aus den U-Tube Videos sind wie kleine Zusatz-Segel, die mein Sohn sich aufspannt.

Auch sie helfen ihm, voran zu kommen. Nicht immer in die von mir gewünschte Richtung.

Sie verursachen etwa eine Faszination für überteuerte Sportschuhe. Aber gelegentlich auch für Sachen wie ein weißes Hemd mit Fliege.

Klar ist: Mein Sohn wird in Zukunft mehr und mehr solcher Segel für sich aufspannen. So hat die Grundschullehrerin im schicksalsträchtigen Gespräch (Gymnasial-Empfehlung oder nicht?) darauf hingewiesen, dass Max doch gerade große Entwicklungsschritte mache.

Mal großer Held und große Klappe, dann kleiner Prinz und Kullertränen. So wird es noch eine Weile gehen.

Und ich gelobe feierlich, weiterhin das beste Mutter-Segel zu sein, das ich sein kann – für meinen Double-Digit-Dude.

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

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