Ein bisschen verrückt

„Weißt Du eigentlich, dass Du ein bisschen verrückt bist?“, schrieb mir kurz vor Weihnachten eine liebe Freundin. Ich hatte ihr ein unerwartetes Geschenk geschickt und sie hatte sich sehr gefreut.

Mich hatte wiederum ihre Freude gefreut. Schon beim Aussuchen hatte ich mich gefreut und auch beim Wegschicken und als ich die Email bekam. Meine Erfahrung: Wenn ich das Richtige finde, freue ich mich beim Schenken genauso, wenn nicht mehr, als die Beschenkten.

Bin ich also „etwas verrückt“? Ich habe darüber nachgedacht und festgestellt: Meine Freundin hat recht. Ich tue oft Dinge, die „normale Menschen“ so vielleicht nicht täten, einfach, weil sie mir Freude machen. Und mein Leben lebenswert.

Meine kleinen alltäglichen Verrücktheiten machen mich froh.

Gestern zum Beispiel bin ich für nur einen Tag nach Amsterdam gefahren. Um Zeitschriften zu kaufen, die ich hier in Bremen nicht bekomme, im Internet nicht aussuchen kann und für die Arbeit brauche. Fünf Stunden mit dem Zug hin, 70 Minuten mit der Tram in drei gut sortierte Buchläden Amsterdams, fünf Stunden zurück. Zwischendurch gab es mal wieder einen Lokschaden und wir standen eine halbe Stunde in der Kälte auf der Strecke. Und auf der Rückfahrt quatschte mich auf einem verwaisten Bahnsteig ein seltsames Pärchen an, das es womöglich auf mein Portemonnaie abgesehen hatte.

Heute morgen kam ich vor Müdigkeit nicht aus dem Bett (bis mein Sohn sich samt seinem Frühstück zu mir aufs Kopfkissen setzte). Und doch: Es war ein sehr, sehr schöner Tag gewesen. Und mein Freudenkonto ist wieder ein bisschen voller geworden.

Das verdanke ich auch einem Souvenir, nicht nur dem „Artist Date“, als das ich diese Tagestour empfunden habe. Kreativitätsexpertin Julia Cameron rät, sich jede Woche mit der inneren Künstlerin, dem inneren Künstler zu verabreden und etwas Inspirierendes zu unternehmen.  Dies sei wie geistige Nahrung. Sie meint damit eher zwei Stunden in einem Spielzeugladen oder in einer Galerie, nicht einen Megatrip nach Amsterdam. Aber egal ob kleines oder großes Artist Date, eine Verabredung, die etwas Spielerisches hat, tut jedem und jeder gut. Denn sind wir nicht alle Lebenskünstler und -künstlerinnen, die Energie, Inspiration und Nahrung brauchen?

Ich will bald wieder nach Amsterdam, das nächste Mal für mehr als eine Stunde. Dann will ich mir die schmucken Backsteinhäuser, die Grachten, die Museen anschauen. Und wieder die Freundlichkeit der Espresso-Verkäuferin, des Buchhändlers und die Gutmütigkeit des Tramchauffeurs erleben.

Ein Souvenir habe ich auf der Rückfahrt schon halb gelesen. In diesem Memoir aus der Amsterdamer Bahnhofsbuchhandlung beschreibt Gretchen Rubin ihr Happiness Project, das heißt, ein Jahr, in dem sie konzentriert an ihrem eigenen Glück gearbeitet hat.

Ich bin inspiriert und möchte Gretchens Beispiel folgen, in dem ich dieses Jahr noch genauer beobachte, was mich froh und zufrieden macht. Den ersten Baustein kennt ihr schon:

Öfter mal ein bisschen alltags-verrückt sein.

 

 

 

 

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

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