Der Trend setzt sich fort: Journal schreiben ist in. Zuletzt hat vor allem das kreative Bullet-Journal Anhängerinnen gewonnen: Es soll helfen, Ziele zu verwirklichen, Tage zu managen und Erlebnisse fest zu halten.
Jetzt gibt es eine weitere Anleitung zum Journal-Schreiben auf dem Buchmarkt. Das 6-Minuten-Tagebuch von Dominik Spenst, das angeblich glücklich macht. Zweifel sind erlaubt – habe ich mir gesagt und es trotzdem gekauft.
Schließlich kam es am 31.3. in diesem Jahr auf den Markt – an meinem Geburtstag. Und es hatte einen feinen Leinen-Einband, zwei Einlegebändchen und ein spannendes Literaturverzeichnis. Letzteres hat mich zur Ausgabe von 25 Euro für das Büchlein bewogen: Neben dem Dalai Lama und dem Glücksforscher Martin E.P. Seligman, werden dort eine Reihe von Autoren und Studien genannt, die zeigen, wie Schreiben, vor allem tägliches Journaling, glücklicher und zufrieden macht. Und das ist natürlich ganz in meinem Sinne und wunderbar 🙂
Vor allem aber betont der Autor die Macht der Dankbarkeit – und setzt damit auf eine uralte Weisheit.
Kaum schlug ich das Büchlein auf, stieß ich auf drei Fragen, die wir uns morgens und abends innerhalb von sechs Minuten beantworten sollen: Wofür bin ich dankbar? Was macht den Tag wundervoll? Wie bestärke ich mich heute selbst? Ach, dachte ich, jetzt sind andere auch drauf gekommen. Ähnliche Fragen gebe ich meinen Coachees und WorkshopteilnehmerInnen gerne mit auf den Nach-Hauseweg und ich beantworte sie seit Jahren abends ganz privat für mich:
1. Wofür bin ich dankbar?
2. Wer war heute mein Lehrer, meine Lehrerin?
3. Was habe ich heute verschenkt?
Neuerdings – in Anlehnung an Kathleen Adams Methode der selbstgesteuerten Veränderung – schreibe ich auch gern zu diesen drei Fragen:
1. Wofür bin ich dankbar?
2. Was ist mir heute gelungen?
3. Wie soll mein Tag morgen aussehen? Was würde mich glücklich machen?
Klientinnen erzählen mir, dass die Fragen ihnen helfen, den Tag zufrieden zu beenden und mit guten Gefühlen einzuschlafen. Sie mögen das Ritual, weil es ihnen Struktur gibt und dabei hilft, sich selbst in besserem Licht zu sehen. Auf den nächsten Tag bereiten sie sich innerlich schon vor und überlegen, wie sie ihn für sich angenehm gestalten können.
Warum auf den Abend warten – ich beantworte die Fragen beispielhaft gleich hier:
Zu 1) Dankbar bin ich etwa dem 6-Minuten-Tagebuch. Es zitiert nicht nur Grundsätze der positiven Psychologie, sondern erinnert auch an die eigene Verantwortung. „Weil ich mich fit fühlen will, gehe ich heute schwimmen“, soll frau zum Beispiel bei der Frage „Was würde den Tag wundervoll machen?“ eintragen. Der Trick ist natürlich, dass unser Ziel mit einer Tat verknüpft wird. So hören wir auf, auf Wunder zu warten und erfüllen uns unsere Wünsche selbst.
zu 2) Ich habe schon am Vormittag diesen Blog fertig gestellt und habe das getan, was ich im Leben fast am liebsten tue: Schreiben. Außerdem kann ich Euch auf diese angenehme Weise neue Anregungen für Euer Journal Schreiben geben.
Die Tipps aus dem 6-Minuten-Büchlein machen Spaß und regen zum Nachdenken an. Langfristig helfen mir allerdings die 22 Methoden aus Kathleen Adams Klassiker „Journal to the Self – Twenty-Two Paths to Personal Growth“ mehr. Sie sind nicht nur für die kurz- und mittelfristigen Ziele nützlich, sondern wirken tiefgehend und nachhaltig. Sie liefern ein umfangreiches Repertoire an Schreibanregungen, mit denen wir Leben und Selbst managen können. Und auch für Adams Anregungen braucht es meist keine sechs Minuten …
Die Beschäftigung mit den Lasten, Erfahrungen, Aufträgen, Krisen kommt im 6-Minuten-Tagebuch leider etwas kurz. Dabei torpedieren sie langfristig selbst ausgefeilteste Glücksmethoden. Um unsere Päckchen ablegen zu können, brauchen wir Zeit und Raum und vor allem gute Zuhörer – wie etwa das tägliche Journal, das zum täglichen Begleiter, zur Freundin und zum Coach in allen Lebenslagen werden kann.
Nun aber zu Frage 3), einer meiner aktuellen Lieblingsfragen:
Wie soll mein Tag morgen aussehen? Was würde ihn wunderbar machen?Zur Beantwortung dieser Frage möchte ich gern einladen. Eure Ideen dazu – am besten handschriftlich notiert – können Euch helfen, morgen genau das zu erleben, was Ihr Euch erhofft.
Mit dem Aufschreiben lenken wir unsere Aufmerksamkeit auf das Ziel, wir erkennen neue Wege, es zu erreichen. Wir motivieren uns und lassen uns auf dem Weg dorthin weniger ablenken.
Wer mag, verknüpft sein oder ihr Ziel mit einer Handlung nach dieser Formel aus dem 6-Minuten-Tagebuch:„Ich werde …. (kleine Handlung) tun, weil ich mich … fühlen möchte.“
Hast du Lust gemeinsam zu schreiben?
ONLINE – Neujahrs-Schreibcamp 24 - 25
12 Schreibeinladungen & 2 Zoom-Treffen vom 20.12.24 - 6.1.25
Was für ein Jahr! Höchste Zeit, zurück zu blicken, das Schöne zu würdigen und auch das Schwierige. Lass uns ein denkwürdiges Jahr verabschieden und ein neues mit Hoffnung und klarem Fokus willkommen heißen.
Die Live-Workshops haben bereits mehr als zehn Jahre Tradition: Jedes Jahr aufs Neue haben Teilnehmer:innen und ich erlebt, wie wunderbar die „Wünsche in Worte-Methode“ wirkt.
Ich habe sie in „Schreiben zur Selbsthilfe“ (2017, 2022) beschrieben, und sie hat vier Schritte. Und ich lade dich ein sie gemeinsam mit mir und den Teilnehmer:innen zu gehen.
Auf in ein wundervolles neues Jahr!
Liebe Birgit,
diese Buch scheint es mit Geburtstagen zu haben.
Ich habe die Vierte Auflage des Buches (von Oktober 2017)zu meinem diesjährigen Geburtstag geschickt bekommen, der ja bekanntlich im Januar ist.
Liebe Grüße
Astrid
Na, die Angabe im Internet war dann vielleicht einfach falsch. Macht aber nix, auf diese Weise wurde ich zum Kauf verleitet und habe wieder dazu gelernt.
Wie fand’s Du das Buch?
Herzlich
Birgit
Dann hast du aufjeden Fall deine Geburtstagsausgabe bekommen 🙂
Ich hatte angefangen die Erklärungen zu lesen, da ich es „richtig“ machen wollte, bin irgendwo hängen geblieben und nie bis zum praktischen Teil gekommen ;-). Es ist leer geblieben.
Ich weiß mittlerweile, dass mich starre, vorgefertigte und stark strukturierte Aufgaben/Vorgaben langweilen und sie mir nicht dienlich sind. So bin ich bei meiner Art von Tagebuchschreiben geblieben.
Für jemanden, der solche Strukturen braucht und sich darin gut einrichten kann, ist dieses Buch ein Schatz.
Astrid
Liebe Birgit,
ich bin erst gestern auf Deinen Blog gestoßen und stöbere nun in den älteren Beiträgen.
Das 6-Minuten-Tagebuch habe ich auch ausprobiert. Die Idee ist m. E. gut. Allerdings ist mir der Platz zum Schreiben zu knapp bemessen und wie Du selbst schon geschrieben hast, findet sich kein Platz, um sich in spannenderen Lebensphasen umfangreicher auszulassen. Das fand ich schade und nach ca. 3 Monaten haben mich die ewig gleichen Fragen auch ziemlich angeödet.
Herzliche Grüße
Nola
Hallo Birgit,
wie sieht es dann nach einem guten Jahr aus bei dir mit dem 6-minuten-Tagebuch? Hast du es durchgehend geschrieben und wie sind deine Erfahrungen damit, insbesondere im Vergleich mit den anderen Technicken, die du kennst?
Liebe schreibende Grüße
Astrid