„Monday, bloody Monday“

Wer von Euch beginnt die Woche schon mit einem: „Hurra, ich komme, liebe Arbeit, ich vermisse Dich schon seit Freitag so sehr!“ Wer von Euch sagt das? Keiner. Eben, ich auch nicht.

Wer mir hier widerspricht, gehört vielleicht zu den wenigen Glücklichen, die in ihrer Arbeit aufgehen oder er ist wie I., eine Lebenskünstlerin, die auch aus ungeliebter Arbeit geliebte Arbeit macht. I. nimmt Herausforderungen sportlich: „Mal sehen, wie aus dieser verfahrenen Situation für mich noch eine angenehme Angelegenheit machen kann. Wer doch gelacht.“ Ihre Erfolgsrate ist hoch, sagt sie.
Sagt auch Petra Bock, ein Erfolgscoach, wie es auf dem Buchrücken ihres Ratgebers heißt. Sie sagt: Wir profitieren, wenn wir mit Neugier und Freude an Erfahrung an Herausforderungen herangehen.

Ich dagegen sage: Alles eine Sache des „Priming“. Priming bedeutet, sich beinahe unbewusst auf eine Haltung einzutunen, die einem gut tut und dann den ganzen Tag begleitet. Also am besten sagt man nicht: „Bloody Monday, wann wird es endlich Wochenende?“ Sondern: „Mal schauen, was mich diese Woche Spannendes erwartet“. Ich weiß: Das klingt wie Ratgebergewäsch. Aber gebt mir noch eine Minute…

Bei mir liegt der Montagsblues an der Tatsache, dass ich vorzugsweise den Berg der Woche vor mir sehe, ohne zu bedenken, dass es ja fünf Arbeitstage gibt, um ihn abzutragen. Das Ergebnis: Ich möchte mich am liebsten gleich wieder hinlegen und einfach so tun, als sei noch Sonntag.

Besonders schlimm ist der Blues, wenn nicht klar ist, was ich zu tun habe. Wenn also nicht ausgemacht ist, dass ich um 11 Uhr ein Interview führe, was bedeutet, dass ich um zehn Uhr am Schreibtisch Fragen formuliere, also um 9 Uhr gefrühstückt habe, nachdem ich Rückenübungen gemacht und meinen Sohn zum Kindergarten gebracht habe.

Der Blues kommt also an einem Tag wie heute.

Heute erscheint alles gleich wichtig und keiner sagt mir: Frau Schreiber, bis zwölf Uhr machen sie das, dann jenes, und um Punkt 17 Uhr habe ich aber – zicki-zacki – diesen Artikel auf dem Tisch.

Deshalb brauche ich Hilfe. Von mir selbst. Ich brauche eine Stimme, die sagt, so meine Liebe, heute wollen wir Dich erstmal ein wenig erden. Und dann wird „alles gut“.

„Alles wird gut“ – ist der Bildschirmschoner, den ich vor ein paar Jahren bei einer Kollegin entdeckt habe. In den Pausen blinkte ihr Arbeitsgerät immer diese Aufmunterung: „Alles wird gut.“

Eine andere Kollegin hatte ein Plakat an der Bürotür hängen, darauf stand: „Du darfst atmen“. Offensichtlich vergaß sie in Stress-Zeiten einfach ein- und aus zu atmen. Sie verspannte sich dann und geriet immer mehr in Stress.

Für mich sind beide Sätze so etwas wie Allzweck-Sätze für mein persönliches „Priming“. Sie funktionieren immer, sie schaffen zuverlässig eine Grundlage für Gelassenheit.

Heute brauche ich noch ein bisschen mehr Wortmedizin: Ich suche danach in meiner Lebensweisheiten-Liste.
Und finde: „Easy does it“ = „Es darf leicht gehen.“
Diesen Satz verdanke ich einem amerikanischen Psychologen, der folgenden Mythos entkräftete: Arbeit ist umso besser, je schwerer sie fällt.
Das ist natürlich Unsinn. Aber es dauerte lange, bis der Autor mich überzeugt hatte und ich wusste: Je mehr Freude und Leichtigkeit, desto zufriedener bin ich mit mir und meiner Arbeit. Und gut ist sie dann auch noch.

Sicherheitshalber nehme ich grad noch eine Pille, einen Satz aus meiner Liste:

„First things first“= Das Wichtigste zuerst.

(Ich mache mal eben fünf Minuten-Pause…)

… nun ist meine Prioritätenliste fertig. Sie enthält: Drei Dinge, die ich heute erledigen will, damit ich heute Abend mit mir zufrieden bin. Ich habe eine Weile gebraucht, sie aufzuschreiben, aber meine innere Chefin hat jetzt wieder den Überblick. Die Herausforderungen der Woche dürfen sich schon mal warm anziehen.

Wieder einmal hat sich das Priming – die Selbstmedikation mit Worten – gelohnt. Heute konntet ihr live daran teilnehmen, sonst verabreiche ich mir meine Lieblingsmedizin ganz allein mit dem Schreiben der Morgenseiten. Die können bei Montagsblues auch schon mal ein paar Minuten länger dauern. Und das ist gut investierte Zeit, sagt Coach-Kollegin Daniela Reiter – und sage ich. Selbst eine ganze Stunde Schreiben, um innere Klarheit zu gewinnen, ist besser, als in kopfloser Hektik durch die Woche zu stolpern.

Ich wünsche Euch von Herzen Klarheit, Elan und Freude für die ganze Woche.

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

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