Produktion oder Procrastination?

Wer – außer mir – leidet an „Procrastination“? Auf Deutsch heißt dieses Übel Aufschieberitis, was aber nicht halb so gediegen klingt. Aufschieberinnen wie ich widmen sich lieber lustvollen Aufgaben als weniger lustvollen. Letztere heben sie sich dagegen bis zur letzten Minute auf, sagt Wikipedia.

„Procrastination is the practice of carrying out less urgent tasks in preference to more urgent ones, or doing more pleasurable things in place of less pleasurable ones, and thus putting off impending tasks to a later time, sometimes to the „last minute“.

Klingt für mich ganz normal.

In meinen Seminaren „Wie organisiere ich mein Studium?“ sammle ich gern die beliebtesten Varianten der Procrastination: Kaffee kochen, Online-Spiel spielen, Schreibtisch abstauben und aufräumen, Wäsche waschen, Geschirr spülen, Einkäufe erledigen. Ein Student schlussfolgerte: „Wenn ich ganz dringend für eine Prüfung lernen muss, kann ich mich zumindest darauf verlassen, dass meine Wohnung tipp topp sauber wird.“

So betrachet kann Aufschieben sehr produktiv sein.

Aber was ist mit den Dingen, die eigentlich anstehen? Ich muss heute zum Beispiel einige lange Texte in Bürokratendeutsch lesen – und sie auch verstehen. Wenn ich es nicht tue, droht mir mein schlechtes Gewissen und langfristig eine Mahnung des Finanzamts. Einfach anzufangen, gelingt mir in diesem Fall nicht. Diese Aufgabe gehört eindeutig zu den Unliebsamen.

Und weil meine Blumen alle gegossen sind, die Waschmaschine schon läuft und der Hund draußen war, schreibe ich jetzt diesen Blog. Zumindest sitze ich jetzt schon mal am PC und schreibe. Was ich gern tue. Da ich nun ohnehin schon online bin, kann ich gleich die Dokumente herunterladen, die ich lesen muss. Und weil ich jetzt schon mal mit Euch „gesprochen“ habe, fühle ich mich gar nicht mehr so allein am Schreibtisch und meine Motivation steigt auch. So produktiv kann also Procrastination sein!

Jetzt will ich aber wirklich loslegen …

PS:

Bild

Ich gehe die Procrastination ähnlich an wie den April – immer in der Hoffnung, dass hinter den dunklen Wolken Sonne und blauer Himmel warten!

 

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

0 Kommentare zu „Produktion oder Procrastination?“

  1. Gutes Thema – Aufschieberitis … ich bin der Meinung, dass es nicht daran liegt, dass wir die weniger lustvollen Dinge so lang wie möglich nicht machen. Ich kenne das Thema natürlich auch. Und ich bin zu folgender Erkenntnis gekommen: es ist schon möglich, der Aufschieberitis erfolgreich entgegen zu wirken mit dem Ergebnis, dass die zu bügelnde Wäsche nie zum Schrank findet, ich vergesse, dass mein Körper auch frische Luft und Bewegung braucht und meine Pflanzen mir körpersprachlich deutlich zeigen, dass sie sich schwer vernachlässigt fühlen und sich die Abstände der Treffen mit FreundInnen von monatlich auf halbjährlich verändern. Das bringt mich zu der Schlussfolgerung: Aufschieberitis ist keine entzündliche Erkrankung mit der Endung „itis“ – es ist überhaupt keine Erkrankung, sondern die Folge davon, dass wir uns viel zu viel vorgenommen haben. …

    1. Liebe Lea61, vielen Dank für Deine Perspektive, der ich viel abgewinnen kann. Mit dem nächsten Aufschieben werde ich mich nun vielleicht viel schneller versöhnen können. Grüße von Birgit

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