Wer kann das?

images-1

Neulich im Möbelladen um die Ecke entdeckte ich an der Kasse eine kleine durchsichtige Plastikdose: „Richtig loben“ – stand darauf oder so ähnlich. „Wie Sie Ihren Kollegen, Bekannten, Kindern, Mitarbeitern und Freunden Wertschätzung zeigen können.“ In der Dose fanden sich mehrere Dutzend Kärtchen mit Vorschlägen dafür, wie ein Lob formuliert werden könne: „Das hast Du/Sie gut gemacht….“, „Ich finde es wunderbar, dass Du/Sie …“, „Das haben Sie/Du ganz besonders schön arrangiert, geplant, überlegt …“.

Ich war bestürzt. Wer kaufte so etwas?

Eine ältere Dame bezahlte gerade ihre Dose und sagte: „Die ist für meinen Sohn, der beschwert sich immer über seine Angestellten. Vielleicht brauchen die mal wieder ein gutes Wort!“

Ein gutes Wort oder zwei oder drei. Das fällt manchen Menschen offensichtlich schwer. Sie haben Wortfindungsstörungen.  Sie sind einfach aus der Übung. Vielleicht haben Sie auch selbst zu wenig gute Worte gehört, um sie dann freigiebig verschenken zu können.

Anerkennung von klein auf ist nötig, damit Kinder und Jugendliche selbstbewusst werden und Vertrauen in die Welt entwickeln. Anerkennung, Wertschätzung ist auch wichtig, damit wir Erwachsenen unser Vertrauen in die Welt behalten, damit wir spüren, wir sind auf dem richtigen Weg, wir gehören dazu, wir bewirken etwas.

Meine Kollegin Judith Wolfsberger schwört auf die „daily dose of applause“. Wer die bekommt – zum Beispiel in guten Schreibgruppen – der fühlt sich bestätigt, entwickelt sich weiter, überwindet Krisen leichter, kann Stärken ausbauen.

images

„A dose of applause“ – das ist es, was Menschen auf Facebook und What’s Ap oder sonst wo suchen. Anerkennung für das, was sie sind (oder gern sein würden). Wer Facebook nur passiv nutzt, also liest, was andere Tolles tun, selbst aber kaum Rückmeldungen kommt, wird leichter depressiv. Das haben Studien gezeigt.

Mein Sohn (5) weiß noch, wie Loben richtig geht. Ganz ohne Plastikdose mit Kärtchen. Als ich ihm sagte, wie lieb ich ihn habe (auch schon eine schöne Formulierung, auf die ich ganz allein gekommen bin), fragte er: Und warum hast Du mich lieb? Ich sagte: Weil Du mein Sohn bist. Er: Und warum noch? Ich: Weil Du ein toller Junger bist. Er: Und warum noch? Ich: Weil Du klug bist. Er: Und warum noch? Ich (nun musste ich schon ein bisschen grübeln): Weil ich so schön mit Dir lachen kann. Er: Okay.

images-2

Maxis Bedarf an Lob und Anerkennung war offensichtlich gedeckt. Wenn ich demnächst mal ein bisschen Applaus nötig habe, werde ich es ihm gleichtun und darum bitten. Und erst „Okay“ sagen, wenn ich ganz, ganz satt mit Lob bin.

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu

Nach oben scrollen