Und was schreiben wir heute?

… ist meine Version des Kalenderspruchs „Was kochen wir heute?“, der auf dem dicken Zettelblock in der Küche meiner Großmutter zu lesen war. „Darf ich den abreißen?“, bettelte ich als Kind oft, denn außer dem Rezept für das Mittagessen befand sich auf der Rückseite manchmal ein Witz oder ein lustiger Cartoon.

Ich weiß nicht, ob meine Oma sich je durch ein Kalenderblatt bei der Menuwahl leiten ließ, ich weiß nur, dass so ein Zettel mit Vorschlägen manchen Beginn eines Schreibprojekts leichter machen würde. „Eine App!“, sagte neulich eine Kursteilnehmerin, „Oder eine tägliche Email, bitte, das würde das Schreiben allein zu Haus erleichtern“.

Was allein am Schreibtisch schwerfällt, gelingt in Gemeinschaft oft mühelos. Entweder, weil die Leiterin Themen und Aufgaben vorgibt, oder – so wie neulich – weil die anderen Teilnehmer ein paar Worte spendieren. „Weich“, „zäh“, „mutig gefallen“, „Labsal“, „ledig“, waren an einem Mittwoch Abend darunter. Und in null Komma nix hatten die Teilnehmer diese Worte in eine Geschichte, eine philosophische Betrachtung, ein Gedicht eingewoben. Anfangsschwierigkeiten – gar keine.

„Wieso geht es soviel leichter, wenn man mir sagt, was ich tun soll?“ Die Antwort gaben die Kursteilnehmer sich selbst: „Wir können die Verantwortung für unsere Texte abgeben. Und unseren inneren Kritiker befrieden“. Genau, wenn der mal still ist, geht der Spaß los.

Was folgt nun aus dieser Erkenntnis? Zum einen bedeutet das, dass sich unsere Kritikerin, unser Kritiker einwickeln lässt. Dass ihn Spielchen begeistern. Dass wir mit ihm oder ihr vielleicht einen Deal machen können.

Ein paar Sätze, mit dem ich ihn/sie oft ruhig stellen kann:
1. Ich schreibe jetzt bloß mal eben für 20 Minuten und Du bist so lange still.
2. Du musst Dich gar nicht kümmern, das ist jetzt sowieso nur der Rohentwurf.
3. Wenn Du mich jetzt machen lässt, denke ich nachher extra lang über eine schöne Überschrift nach.

Und noch eine Idee fürs Schreiben zu Hause: Es gibt tatsächlich so etwas wie Kalendersprüche für Schreibende, kleine Büchlein mit Satzanfängen wie „Worüber ich zuletzt herzhaft gelacht habe …“ oder „Worüber ich mich in der letzten Woche geärgert habe …“ etc.

Oder wir schlagen in der Tageszeitung den Spruch des Tages nach. Der ist nicht immer weltbewegend, aber manchmal lässt sich darüber in den Morgenseiten prima nachdenken.

Oder man sucht sich aus dem Buch auf dem Nachttisch fünf Worte, die einen ansprechen, und baut sie dann in einen Text ein, der nicht länger als eine halbe Din-A-5 Seite lang ist. Das begrenzt das Schreiben und bremst die Kritikerin, den Kritiker aus.

Die täglichen drei Fragen helfen auch sehr: Von wem konnte ich heute etwas lernen? Wofür bin ich dankbar? Was habe ich heute verschenkt?

Und wenn Ihr Erfahrungen, Vorschläge  – oder auch ein paar schöne Worte als Schreibanlass – beisteuern könnt, würden sich sicher viele Blog-LeserInnen freuen …

 

 

 

 

 

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