Morgens, neun Uhr, in Deutschland

Andere Leute essen gleich lächelnd ihr „Frühstückchen“. Ich habe eben meinen Computer angestellt, spät für meine Verhältnisse, und sehne mich bereits nach einem Mittagsschläfchen.

Eine Freundin meiner Tochter, die bei uns übernachtete, hatte um kurz nach Mitternacht Heimweh bekommen. Bis ihr Papa sie abgeholt hatte und ich wieder im Bett lag, war die Tiefschlafphase vorüber und ich hellwach. Meinen Sohn hörte ich genüsslich schnarchen, aber mein Schlaf wollte nicht kommen.

Eineinhalb Folgen „Inspector Barnaby“ später döste ich wieder ein.

Gefühlte zwei Minuten danach forderte mein Sohn: „Revange“. Die Wortwahl am frühen Morgen beweist einerseits, dass der Fünfjährige sprachbegabt ist, andererseits aber mit einer gewissen Herzlosigkeit gesegnet ist, fand ich, die noch schlaftrunkene Mutter.

In der nächsten halben Stunde verlor ich also beim „Mensch-ärgere-Dich-nicht“, schmierte Frühstücks- und Kindergartenbrote, während ich versuchte, zu einem frischen Kaffee zu kommen, flößte dem Hund seine Tabletten ein, die in Käse kunstvoll eingewickelt werden müssen, damit er sie schluckt, verarztete die wunden Stellen an meinem Tier, überredete dann meinen Sohn, doch auf die kurze Hose zu verzichten, indem ich ihm erlaubte, das neue Startrek-T-Shirt anzuziehen.

Dann Jacke an – („Doch, Du trägst auch eine Mütze, es ist kalt“) – Schuhe („Nicht die Sandalen!“) – Brotdose („Ich will aber nur eine Scheibe Toast, nicht zwei!“), schon starteten wir in Richtung Kindergarten. Ohne Mütze, aber mit Sandalen.

Der Hund humpelte hinterher (sie hat nun neuerdings einen verstauchten Fuß).

Vor dem Kindergarten dann noch ein Aufmunterungsgespräch mit einer deprimierten Mutter („Du findest bestimmt einen Job“), dann war Ruhe.

Zuhause wartete Carlotta auf die Brötchen:
„Das sind gar keine Laugenstangen“.
„Die hatten keine“.
Schmollen.
„Fragst Du mich ab?“
(Hier kann eine verantwortungsvolle Mutter auch früh morgens nicht „nein“ sagen, egal wie müde sie ist.)

„Sure“, sagte ich.
„Come sit with me“
„Setz Dich zu mir“
„Don’t listen to Dan“
„Hör nicht auf Dan“
and so forth.

Dann: Abräumen, Hund füttern, Anweisungen fürs Kind („Du musst noch Deine Schwimmsachen packen“, „Nein, Du kannst da in den Ferien nicht vor neun da anrufen“), und schon sitze ich am Schreibtisch und der Tag kann beginnen.

Mein „männlicher Text“ (siehe voriger Blogbeitrag), der da auf mich wartet, erscheint mir geradezu erholsam.

 

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

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