„Die will nur spielen …“

Welcher Hundefreund kennt diesen Satz nicht? Ich habe ihn schon einige Male zu hören bekommen und – muss zugeben – ein, zwei Male selbst verwendet, um Spaziergänger zu beruhigen, denen meine schwarzer Mischlingshündin nicht geheuer war. Dabei ist dieser Satz eigentlich überflüssig: Wer gerade von einem bellenden Vierbeiner mit schmutzigen Pfoten angesprungen wird und sich ängstigt, fühlt sich im besten Fall nicht ernst genommen. Wer seinen bellenden Vierbeiner mit schmutzigen Pfoten dummerweise von der Leine gelassen hat, ist entweder frech oder er/sie kaschiert das eigene schlechte Gewissen. Und bemüht sich um Nachhilfe in der Hundeschule – hoffe ich.  

Dabei ist „Die will nur spielen …“ ein ganz wunderbarer Satz. Am richtigen Ort, zur richtigen Zeit. Ich habe ihn deshalb zum Motto meiner Woche gemacht und diesmal hat das nichts mit Frechheit zu tun, wenn auch mit einem klitzekleinen schlechten Gewissen. Und mit Stolz. Denn: Ich habe eine Woche, heißt: fünf volle Tage, frei. Dafür war folgendes nötig: Freischaufeln, ein bisschen betteln, viel organisieren, planen, vorproduzieren, vertrösten, sparen, vorkochen, – putzen, -einkaufen. You get the picture? 

Als Selbständige mit zwei Kindern, Hund, Haus, Mann und ausreichend Aufträgen (ja, ich weiß, traumhaft, meistens) ist der Ausstieg mitten in der Saison ein unwahrscheinlicher Luxus. Als Kreative mit sensiblen Antennen für Menschen, Tiere, Atmosphärisches ist der Ausstieg mitten in der Saison eine Notwendigkeit.

Jetzt, wo es geklappt hat, fühle ich mich ein bisschen wie Rumpelstilzchen, das um das Feuer tanzt und ruft: „Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass ich eine Woche Urlaub habe.“ (Blogschreiben, ich weiß, trägt nicht gerade zur Geheimhaltung bei). Anders als Rumpelstilzchen im Märchen will ich mich am Ende der Woche nicht „entzwei reißen“ oder in viele Teile teilen, wie ich es in meinen täglichen Rollen tue. Ich möchte mich in den nächsten Tagen wieder ein bisschen zusammen setzen. Habe ich mir vorgenommen. 

Das, was mir dabei am meisten hilft, wird das Schreiben sein. Die Verabredungen mit mir selbst, die ich nicht absagen muss, weil ein Kind wegen Durchfalls aus dem Kindergarten abgeholt werden muss oder weil ein Artikel in zwei Stunden fällig ist oder weil das Telefon klingelt. Siehe oben. Oder der Hund raus muss. Und in die Hundeschule. Siehe ganz oben. 

Schreiben ist eine Achtsamkeitsübung, in der ich mir selbst in die Augen schaue, um „wahrzunehmen, was ist“. Das ist nicht immer angenehm. Schon vor Wochen habe ich gesehen und darüber geschrieben, dass ich „überkommuniziert“ (siehe Beitrag vom 17. November) bin. Es hat dann noch einiger Morning Pages bedurft, um mir Mut zu machen und alles zu planen. Nun fahre ich auf eine Nordsee-Insel, mit Zahnbürste, Walking-Schuhen und Laptop. Das tägliche Schreiben war auf dem Weg dahin mein ganz persönlicher Coach.

Und es hat dafür gesorgt, dass ich bei meiner Auszeit nicht ganz allein „spielen“ werde. Eben hat sich eine Schreibfreundin gemeldet, die – zeitgleich und unabhängig von mir – auf die Insel fahren wird. Eine andere Schreiberin wohnt dort und erwartet mich. Eine glückliche Fügung – auf Englisch „serendipity“, die ich – seit ich schreibe, immer häufiger erlebe. Aber davon ein andermal mehr. 

Jetzt heißt es erstmal fünf Tage lang: „Die will nur spielen …“ – und damit meine ich nicht meinen Hündin, die am Strand bestimmt wieder von der Leine darf. 

 

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