Dreck zu Gold machen

Wenn die Temperaturen steigen, erwachen auch unsere fünf bis sieben Sinne wieder. Wir nehmen die Welt mit anderen Augen wahr: die Winterdepression wird beim Frühjahrsputz manchmal einfach mit weggewischt und Ideen können sprießen wie die Osterglocken vor dem Fenster.

Zeit für eine Schreibeinladung, mit der wir diese besonderen Momente im Jahr – Momente, in denen wir uns transformieren – festhalten können und das gute Ergebnis verankern. Auf diese Weise können wir positive Veränderungen unterstützen und „self-directed change“ betreiben.

Darum erinnere ich heute an die Technik der Momentaufnahmen. Das ist eine der 18 Methoden, die Schreibtherapeutin Kathleen Adams in ihr großartiges „Journal to the Self“-Konzept aufgenommen hat.

In den nächsten Wochen werde ich immer mal wieder die ein oder andere Methode vorstellen, mit denen Ihr Eurer Tagebuch aufpeppen könnt und vielleicht wieder mehr Spaß am täglichen Schreiben findet. Zunächst aber …

Die Momentaufnahmen:

… das sind Texte, die ein Erlebnis wie ein Foto festhalten – nur eben mit Worten. Wir schreiben sie mit allen Sinnen. Im Mittelpunkt steht eine Situation, die uns bewegt, erstaunt, irritiert, erfreut, traurig oder neugierig macht. Das alles kann in Windeseile geschehen: Fünf Minuten genügen oft schon. Beispiele findet Ihr in vielen meiner Blogeinträgen. Das sind oft die Ergebnisse meiner eigenen Momentaufnahmen, die ich für Euch aufbereitet habe.

Wir ihr seht, ist die Methode also vielseitig einsetzbar:

1. Sie hilft zu verarbeiten, was das Leben uns beschert. Bevor wir Angenehmes vergessen und uns Unangenehmes belasten kann, haben wir ruckzuck einen feinen, kleinen Text produziert. Man kann damit buchstäblich Dreck zu Gold machen, sage ich Euch.

2. Wir halten bedeutsame Momente für später fest  – for further reference. Denn wer weiß: Irgendwann ist es genau diese Erfahrung, die uns in der Gegenwart weiter bringt.

2. Die feinen Details besonderer Situationen werden vor dem Vergessen geschützt. Sie können in ein Memoir, eine Kurzgeschichte oder ein anderes Textprojekt einfließen.

4. Momentaufnahmen trainieren unsere Schreibstimme, die „Voice“, die unsere Texte und uns als AutorInnen unverkennbar macht.

5. Sie fördern unsere Beobachtungsgabe und machen neugierig aufs Leben. Statt mein Handy zu zücken, um ein Foto zu machen, denke ich immer öfter: Darüber muss ich gleich eine Momentaufnahme schreiben.

6. Sie helfen, in eine Beobachterposition zu wechseln, weniger zu werten und schüren Neugier aus Leben: Wie war das genau? Dabei entwickeln wir unvermittelt eine neue, eigene Perspektive und das ist eine der Schlüsselstrategien im heilsamen Schreiben!

Wie wär’s? Wollt Ihr es mal versuchen? Sobald Ihr heute ein schönes Erlebnis habt und sei es auch noch so klein, zückt einfach mal Euren Stift, stellt den Timer am Handy auf fünf bis sieben Minuten, und los geht’s …  Viel Spaß …

PS: Vielleicht bieten die gerade erledigten Feiertage ja noch Futter für eine Momentaufnahme:

2 Kommentare zu „Dreck zu Gold machen“

  1. Alltags-Alchemie – wunderbar und passend: Nach dem Schreiben fühle ich mich tatsächlich oft verwandelt, transformiert. Die Alltags-Alchemie darf ich hoffentlich auch meiner Lieblings-Worte-Sammlung hinzufügen (mit Quellenangabe: gespendet von Johanna!)?

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