Die wichtigste Beziehung unseres Lebens

Ich schlage morgens um sieben meine Augen auf und sehe das Meer. Sonnenbeschienen liegt es vor mir, der Sandstrand erstreckt sich bis kurz unterhalb meines Fensters, eine Promenade von zehn Metern Breite trennt mich von ihm.

Die Wellen rauschen leise, unaufdringlich, ich schließe die Augen, atme, meine Brust weitet sich, expandiert, Rippen und Zwerchfell werden von der Salzluft gestreichelt. Meine Stirnhöhle ist frei. Ultimatives Glück.

Wenn ich zum zweiten Mal die Augen öffne, bin ich zuhause, in meinem Zimmer in Bremen. Mein Tagwerk wartet. Ich will zurück ans Meer.

Dort war ich für vier Tage, um Schreiben für die Seele, einen Workshop, zu geben. Wir schrieben zu siebt, im graublau gestrichenen Trauzimmer an der Kurpromenade: ein dunkler Holzboden unter uns, gediegener schwerer Tisch unter unseren Heften. Wenn wir den Kopf heben, sehen wir das Wasser draußen, die Sonne und Möwen.

An dem Tisch, an dem wir schreiben, sitzen sonst Pärchen und unterzeichnen den Bund fürs Leben. Wir beschäftigten uns hier dagegen mit der wirklich wichtigsten Beziehung im Leben – der Beziehung zu uns selbst. Und ganz besonders intensiv fragen wir uns, wie denn unser Verhältnis zu unserem Körper ist.

Unser Körper als Interface zur Welt – das ist unser zentrales Thema. Eine zentrale Methode ist der Dialog  – in unterschiedlichen Ausprägungen. Außerdem öffnen wir unser Herz mit Qigong, schieben Sorgen aufs Meer, wir zentrieren uns, wir machen eine Herzmeditation, wir schreiben, wir lesen uns vor, was wir mögen. Und nehmen so nicht nur Kontakt zu uns, sondern auch zu wichtigen Mitmenschen auf: Zu denen im Raum und zu denen zu Hause, die vielleicht schon lange eine Nachricht verdient haben. Sie bekommen von uns eine analoge SMS – eine Postkarte, die wir auch wirklich abschicken.

Die Gemeinschaft, die beim Schreiben und Lesen diesmal wächst, ist ganz besonders intensiv. Über unsere Texte können wir uns Sehnsüchte, Leid und Kraft mitteilen, geschützt, ohne uns zu nahe zu kommen. Und sind uns gerade deshalb so zugetan.

Mir fehlen die Worte, um diese Erfahrung angemessen zu beschreiben. Darum erlaube ich mir, ein paar Kommentare der Teilnehmerinnen – anonym – zu zitieren:

„Es tut mir unendlich gut, herauszukommen aus dem Alltag und andere Menschen kennen zu lernen und sehen, dass sich bei allen Unterschieden die wichtigsten Bedürfnisse ähneln. … Danke, danke für alle Anregungen, ich komme gern wieder“.

„Ich habe gelernt, dass ich mutiger sein kann. Man hat mich aufgebaut. Ich fahr da wieder hin!“

„Ich nehme das dialogische Morgenschreiben mit und verordne mir mehr Joy jeden Tag (wie meine  Engelskarte aus dem Workshop vorschlägt)“.

„Wertschätzung leben habe ich mir vor einiger Zeit vorgenommen, und Du bist, was dieses Vorhaben angeht, für mich Inspiration und der Leuchtturm, wie auch das Nebelhorn, im Meer , die beide Richtung und Warnung in unbekannten Gewässern bieten“.

„Dialog-Herstellung zwischen Geist-Körper und Seele! Das fällt sehr knapp aus oder gänzlich weg in der Hektik des Alltags. Danke für die tollen Methoden.“

„Es kommt soviel Authentizität zum Vorschein … Und die Erkenntnis kommt spielerisch und leicht. … Ich habe außerdem gemerkt, dass ich noch schreiben kann und auch mir etwas zu sagen habe. … Ich wünsche mir noch viele Seminare mit Dir“.

Es war für mich jedenfalls einer dieser magischen Workshops, die mir zeigen: Schreiben ist mein Weg zu Gesundheit, Glück und zu mir selbst. Und es lohnt sich, anderen diesen Weg zu ebnen.

Natürlich: Alle Teilnehmerinnen entscheiden mit, ob ein Workshop gelingt. Und der Ort, der Schreibraum entscheidet mit. Die beseelende Landschaft auf der Nordsee-Insel hat sicher zu unserer Kräftigung beigetragen.

Ich wünsche Euch allen diese Erfahrung und dass Ihr für Euch Eure Schreibräume findet, in denen Ihr die wichtigste Beziehung Eures Lebens – die zu Euch selbst – pflegen könnt.

Eure Birgit

 

 

1 Kommentar zu „Die wichtigste Beziehung unseres Lebens“

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