Ich habe in den letzten paar Tagen über meine Verhältnisse gelebt – viel gearbeitet, wenig geschwommen, viel mit den Kindern gelacht und gemacht, zu wenig geruht.
Die Quittung ist in dieser Jahreszeit meist ein dicke Erkältung. Das führt zu noch weniger Ruhe, aber auch weniger Arbeit, einfach weil frau sich nicht so lange konzentrieren kann. Ich finde das erstaunlicherweise sehr angenehm. Und frage mich: Wieso denn bloß?
Meine Erkenntnis: Ich habe, ganz ohne es zu merken, aus dem Funktionier-Modus in den „Oma-Modus“ geschaltet.
Das bedeutet nicht, dass ich mich fühle, als ob ich 100 Jahre alt wäre (nein, höchstens 80). Sondern es bedeutet, dass ich mich automatisch so verhalte und fühle, wie damals als Kind und Jugendliche, als meine Oma mich bei Grippe und Erkältung so liebevoll mit Puddingsuppe und Wadenwickeln versorgte.
Sie erscheint wie selbstverständlich vor meinem inneren Auge, wenn ich zum Taschentuch greife. Und wenn ich mir einen Tee mache („Wer erkältet ist, muss viel trinken“), dann steht sie am Herd neben mir.
Mich hat dieser Automatismus mal wieder überrascht. Da wohnt tatsächlich eine innere Weisheit in mir, die mich ganz ohne Nachdenken auf eine passendere Erfahrungsspur wechseln lässt.
Das ist nicht die erste Erfahrung dieser Art. Schon häufiger habe ich erlebt, dass ganz viele Spuren und Lebenslösungen in mir stecken – und in den Menschen, mit denen ich es zu tun habe. Und dass wir darauf mehr vertrauen können, als wir denken.
Und dabei geht es nicht nur um die Fähigkeit zur Für- und Selbstsorge. Eine Bekannte sagte mir mal, wenn es um meine Tochter ginge, wäre ich wie eine Löwin, stets bereit, für sie zu kämpfen, sie zu verteidigen, sie zu beschützen. Auch nützliche aggressive Verhaltensspuren sind da wohl in mir.
Manchmal bleibe ich jedoch auch auf einer Spur, die nicht zu der gerade anstehenden Aufgabe passt. Ich beiße mich fest, eine Sache will und will nicht gelingen, erst Stress mit mir selbst, dann Streits mit den Kindern, dem Partner, selbst mit dem Hund folgen oft.
Mit etwas Nachdenken und –spüren (= mit biografischer Arbeit) kann ich die angemessene Spur selbst aktivieren. Und stelle fest: Sie ist vielleicht ein wenig benutzter Weg in mir, aber der lässt sich ja verbreitern.
Für all diejenigen, die autobiografisch schreiben, etwa „Personal Essays“ oder „Memoirs“, für die kann es schöne Aufgabe sein, sich an die wichtigsten Einflussgrößen, also prägende Menschen und Erfahrungen, zu erinnern und darüber zu schreiben. Vor allem an jene, deren Spuren Ihr in Eurem eigenen Leben wieder erkennt.
Aufschlussreich ist aber auch die Frage, wem Ihr es auf keinen Fall gleich tun wollt. Und warum Ihr es (vielleicht) doch tut?
Und was wäre, wenn Ihr die Qualitäten einer bewunderten Person selbst hättet? Was wäre dann anders? Und warum handelt Ihr (noch) nicht danach?
Fragen wie diese wirken wie ein „Selbst- und Schreibcoaching“. Ich lasse mich immer gern überraschen, welche Modi neben dem Oma-Modus noch so in mir sind …