Die Leisen

Wir finden uns

in unserer Behutsamkeit

dem Leben gegenüber

Wir träumen uns

mit unserer Langsamkeit

vom Wahnsinn fort

Die Leisen haben eine Stimme

lyricfactory

Dieses Gedicht hat heute Friederike Hermanni auf ihrer Seite ‚lyricfactory‘ gepostet und ich danke Ihr mit diesen Gedanken dazu:

Ja, so ist es. Die Leisen müssen ihre Sanftheit erst lieben lernen, damit sie ihre Stimme erheben können. Was mich angeht, so habe ich zum Beispiel eine Kollegin, die ich sehr schätze – aber auch fürchte. Um es metaphorisch zu sagen: Sie läuft mit der Axt durch den Wald und setzt sie auch ein, während ich mich unter tief hängenden Zweigen bücke, um sie nicht abzuknicken, an Blümchen schnuppere, statt sie zu pflücken und Schnecken aufsammle, damit sie nicht zertreten werden.

Versteht mich nicht falsch: Ich fühle mich nicht als besserer Mensch, ich bin nur anders in der Welt als meine Kollegin. Sie schafft Tatsachen, wenn ich noch davon träume, einen nächsten Schritt zu tun. Um ihre Axt habe ich sie schon so manches Mal beneidet. Es täte mir sicher gut, manchmal ein bisschen lauter aufzutreten.

Schreibend kann ich das üben. Meine lautlosen Worte werden gewichtiger, wenn ich sie auf Papier oder Bildschirm bringe. Vielleicht sind darum so viele Schreibende Mitglieder der leisen Fraktion.

Das Laute und das Leise, beides hat seine Berechtigung. Doch nur wer leise ist, hört die Igel im Gras rascheln. Darum ist leise zu sein, manchmal einfach viel, viel schöner.

Meine heutige Schreibeinladung für alle Leisen: 

„Wenn ich wirklich ehrlich wäre, würde ich sagen … „

Fünf Minuten im Freewriting und dann staunen, was Ihr da alles zu sagen habt.

 

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Birgit Schreiber
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