Wie Bitte? Blog. Nominiert. Für den „Liebster Award“.

Vor einigen Tagen erreichte mich die Nachricht von Johanna Vedral, Kollegin, Autorin, Mutter, Großmutter, Weise, Psychologin, Freundin und  Verfasserin von „schreibstudioblog“:
Birgit, Du bist von mir für den „Liebster Award“-Nominiert.

Wie bitte? Ich? Wofür?

Johanna erklärt: „Der Liebster Award dient dazu, kleine Blogs bekannter zu machen. Alles was man tun muss, ist sich an die folgenden vier Regeln zu halten:

1. beantworte die 11 Fragen der Person, die dich nominiert hat
2. verlinke die Person, die dich nominiert hat
3. nominiere deinerseits Blogs, die weniger als 200 Follower haben
4. stelle diesen Personen 11 neue Fragen“

Natürlich, da mache ich gern mit und beantworte hier  Johannas elf Fragen:

1. Wer/was hat Dich zum Bloggen inspiriert?

Es war Johanna Vedral mit ihrem
„schreibstudioblog“, der so informativ, so voller Herz und
Kreativität ist, dass ich mir eine Woche ohne Blog nicht vorstellen
möchte. Ich sag’s mal frei nach Loriot:

„Ein Leben ohne Blog ist
möglich, aber sinnlos.“

2. Was fasziniert Dich am Bloggen?

1. Bloggen führt mich direkt zu mir und dann direkt zu den
LeserInnen. Wie ein Shortcut, eine Abkürzung zu einem unbekannten
Ziel. Denn bevor ich schreibe, weiß ich oft nicht, wohin das Tippen
auf dem Laptop mich führt. Es gibt immer einen Anlass, z.B. erlebte
ich mal einen Orkan auf Wangerooge, ich war sozusagen im Auge des
Sturms und sehr irritiert darüber, wie viel Angst vor der Sturmflut
verbreitet wurde. Diesem medialen Aufruhr stellte ich meine ganz
sinnlichen Erfahrungen hinter dem Deich gegenüber.
Beim Formulieren kommt mir dann meist eine Erkenntnis, was ich aus
einer Erfahrung lernen kann. Und andere können dann daraus lernen – oder sich freuen, dass  sie nicht  selbst im Auge des Sturms waren.

2. Faszinierend auch, wie  Bloggen mein Schreiben befreit.
Selbst wenn ich wissenschaftlich schreibe (wie zur Zeit für einen
Forschungsantrag), hilft mir der lockere Schreib-Habitus. Ich schreibe
über komplexe Themen, aber wie beim Bloggen auf ein Publikum
gerichtet und dadurch LeserInnen- freundlich. Das vermittle ich auch
WissenschaftlerInnen in Kursen. Die meisten sind sehr dankbar für das  Geheimrezept guter Texte: Immer auch an die Adressaten zu denken.

3. Und drittens ist Bloggen für mich Empowerment, weil mein Mut belohnt wird. Ich mache mich auch angreifbar. Aber das fällt mir erstaunlicherweise leicht. Bekannte fragen manchmal, ob ich nicht
Bedenken habe, über persönliche Dinge wie meine Familie zu
schreiben. Die Antwort ist: Nein. Denn ich lege großen Wert auf den
Schutz von Angehörigen und Freunden. Was meine eigenen Erfahrungen
angeht, bin ich offen: Das habe ich aus den USA mitgebracht. Es ist dort selbst in wissenschaftlichen Texten
üblich, persönliche Erfahrung mit Fachwissen zu paaren und das macht
es LeserInnen leichter, sich zu identifizieren und neue Perspektiven
auszuprobieren. Der Stil liegt mir mehr, er ist nicht so
oberlehrerhaft wie im deutschsprachigen Raum.
Als Journalistin beobachte ich mit Freude, dass jetzt auch
hierzulande öfter aus der Ich-Perspektive geschrieben wird. Selbst
„Der Spiegel“, der sich als seriöses Nachrichtenmagazin versteht,
tut das jetzt gelegentlich. Wer weiß, vielleicht lassen sich die
Redakteure ja auch von dem ein oder anderen Blog inspirieren?

4. A propos Journalismus: Ich liebe kluge Kolumnen, wie jene von
Martenstein (DIE ZEIT), von Axel Hacke (Süddeutsche Zeitung) und bis
vor einiger Zeit von Julia Karnick (Brigitte). Sie ärgern mich, sie
bringen mich zum Lachen, ich fühle mich verstanden – je nachdem.
Aber sie tun das immer mit Humor, mit Augenzwinkern. Das habe ich mir
zu eigen gemacht. Die Perspektive hilft mir beim Bloggen, beim
Schreiben, beim Leben.

Fazit: Bloggen ist Leben und Schreiben in lohnend-lustvoller
Verbindung.

3) Gibt es einen Schreib- und Redaktionsplan?

Es gibt einen äußeren Plan – ein bis zweimal pro Woche – und einen inneren – nach dem Motto: Tu, was Dir gut tut, so oft es Dir guttut. Meist greift der äußere Plan, weil meine Tage zu kurz sind.

4) Was bedeutet Schreiben für Dich?

„Schreiben bedeutet, mir auf die Spur zu kommen, auf meiner Spur zu bleiben und neue Spuren zu legen“.

In meinem Artikel für Psychologie Heute  habe ich meine Recherchen auf diesen Nenner gebracht: Schreiben schafft einen Potential Space, der für jeden Menschen etwas anderes sein kann:  Die Menschen, die ich für den Artikel gesprochen habe, nutzen ihn zum Beispiel Ruhe-Raum, Therapie-Raum, sozialen Lern-Raum, Kreativ-Raum, Traum-Raum, Show-Room, als Growing-Room.

Demnächst schreibe ich für den Springer-Verlag darüber ein Buch …

5) Welche Blogs sind für Dich Inspiration und Vorbild?

Wenn eine Schreibblockade naht, lese ich immer bei Johanna Vedral nach: Und
schon bin ich nicht mehr blockiert.
Als Mutter von zwei Kindern lebe ich im ständigen Ausnahmezustand –
und genieße ihn meist. Dabei hilft mir Eva Karels Blog, die – wie ich –  „mit trial und error durch Mutterschaft,
Selbständigkeit und das Leben insgesamt“ navigiert.

6) Welche Bücher lese ich zur Zeit? Für das Forschungsprojekt
„Medienabhängigkeit von Kindern und Jugendlichen: Biografien,
Lebenswelten und Beratung“ lese ich gerade ein Fachbuch nach
dem anderen. Dabei bin ich auf das großartige Buch von
Medienpädagogin PAULA BLECKMANN vom Kriminologischen
Forschungsinstitut Niedersachsen gestoßen. Bleckmann kann Wissen so
wunderbar verständlich vermitteln, wie es nur ganz wenige Forschende
verstehen. Ihr Buch heißt: „Medienmündigkeit. Wie unsere Kinder
selbstbestimmt mit dem Bildschirm umgehen lernen“ und sollte zur
Grundausstattung jeder Familie gehören.

Außerdem gönne ich mir gerade ELIZABETH GEORGE und ihr Buch „Wort
für Wort“. Sie beschreibt so persönlich, wie ein Roman entstehen
kann, dass ich mich fühle, als wäre ich dabei. Ihre Beispiele guter
Texte sind ein Fundus, ihre Art zu schreiben, machen mir exorbitant
Mut für das nächste Schreibprojekt.

Schließlich habe ich gerade das Hörbuch die „Unwahrscheinliche
Pilgerreise des Harold Fry“ von RACHEL JOYCE genossen und empfehle
das anrührende Buch gern weiter. Gut geschrieben, tiefgründig,
überraschend – mehr verrate ich nicht. In der Hörbuchversion mit
dem Schauspieler Heikko Deutschmann besonders empfehlenswert.

8) Mein liebster Schreibtipp?

Sucht Euch eine „Community of
Writers“! Eine Gruppe oder einzelne Freunde, Freundinnen, mit denen
Ihr gemeinsam schreibt, Euch austauscht und von denen Ihr Euch
wertgeschätzt fühlt. Judith Wolfsberger hat es in ihrem Artikel für
TextArt im Frühjahr 2014 beschrieben, wie wichtig diese
Gemeinschaft gerade für Autorinnen ist.

Eine Zeitlang ist es gut, Texte zu hüten wie eine empfindliche
Pflanze, aber dann braucht der Zögling Licht und Luft, damit seine
Wurzeln stärker und die Blüten prächtiger werden. Kompetente
Gärnterinnen finde ich persönlich im Writers’ Studio Wien und bei
meinen Kolleginnen dort: Johanna Vedral, Ana Znidar, Gabriele
Höckner, Judith Wolfsberger.
Weil Wien weit weg ist, habe ich in
Bremen alle zwei Wochen donnerstags eine Schreib-Zeit ausgerufen. Dort
schreiben wir an eigenen Projekten und stärken uns gegenseitig. Auch
auf Wangerooge treffe ich in meinem Workshop jedes Jahr bekannte und
neue Teilnehmer zum gemeinsamen Schreiben.

10) Ziele? Für die nächsten zehn Jahre?

Uff. Pumperlgesund und munter sein. Wie alle meine Lieben
hoffentlich. Außerdem möchte ich ein Fachbuch und einen Roman
geschrieben haben.
Als Coach möchte ich den Ansatz „Schreiben als Weg“ – eine
Methode des Selbst- und Teamcoachings – bekannt gemacht haben und mit
vielen Menschen und in Institutionen danach arbeiten.
Und: Ein Bremer Schreibstudio aufbauen – zusammen mit meiner Kollegin
Anke Fischer und vielen kompetenten Kollegen – inspiriert vom
„Writers Studio“, Wien. Träumen darf frau ja.

10) Zu welchem Thema möchte ich ein Buch schreiben?

Über Paare, die zusammen alt werden.
Statt wie in früheren Texten über gescheiterte Lieben und neue
Familienformen nachzudenken, möchte ich gegen den Zeitgeist schreiben
und Paare vorstellen, die zusammen bleiben. Wie schaffen die das? Sind
sie zusammen glücklich oder haben sie sich bloß arrangiert? Wie lustvoll ist das gemeinsame Leben im Alter?
Meine
These: Sie „schreiben“ an einer gemeinsamen Geschichte. Ob und wie
es ihnen gelingt, ihre individuellen Storys in ein gemeinsames,
tragfähiges Narrativ einzuweben, das möchte ich erkunden.

11) Wegweisende Bücher?

Für mich jene von Alice Miller, Judith
Cameron, Dan BarOn.
ALICE MILLER: Am Anfang war Erziehung (1980) ist das zweite Buch der
Psychoanalytikerin und Kindheitsforscherin. Miller wollte Erkenntnisse
aus ihrer Arbeit als Psychoanalytikerin für eine breite
Öffentlichkeit nachvollziehbar zu machen. Vor allem sollte die
Öffentlichkeit für frühkindliches Leiden sensibilisiert werden und
dafür, wie ein empathisches Gegenüber bei der Heilung helfen kann.
Sie schreibt: „_Lässt sich ein emotionales Wissen mit Hilfe eines
Buches erreichen? Ich weiß es nicht, aber die Hoffnung, daß durch
die Lektüre bei dem einen oder anderen Leser ein innerer Prozeß in
Gang kommen könnte, scheint mir begründet genug, um es nicht
unversucht zu lassen.“ (S. 10)

Innere Prozesse – und äußere Veränderungen will auch der
mittlerweile verstorbene Friedensforscher DAN BAR-ON anstoßen. Er war
überzeugt dass persönliche Begegnungen und persönliche Geschichten,
Frieden und Versöhnung begünstigen.
Er schrieb über die Kinder von Nazi-Tätern (Legacy of Silence:
Encounters with Children of the Third Reich), über „Die
„Anderen“ in uns. Dialog als Modell der interkulturellen
Konfliktbewältigung), und auch „Tell your Life Story. Creating Dialogue among Jews and Germans, Israelis and Palestinians“.
Bis zu seinem Tod 2008 leitete er mit Unterstützung der Körber-Stiftung das
„Dan Bar-On Dialogue Training – Storytelling in Conflict“, um
Mediatoren aus aller Welt in der interkulturellen Dialogarbeit
auszubilden.
Dieser großartige Wissenschaftler war für mich ein „distant
Mentor“. Er schrieb das Nachwort für „Versteckt: Jüdische Kinder
im nationalsozialistischen Deutschland und ihr Leben danach“.

JUDITH CAMERON: The Artist`s Way. Auf deutsch: Der Weg des Künstlers.
Die amerikanischen Autorin, Dramaturgin und Filmemacherin hat die
Morning Pages bekannt gemacht. Dieses tägliche Date mit sich selbst
ist für mich der Schlüssel zur schöpferischen, innovativen Kraft,
die in uns allen steckt. Dass wir diese Kraft auf so einfache Weise
täglich anzapfen und nutzen können, ist eine der wichtigsten
Entdeckungen meines Lebens und hält mein Schreiben lebendig.

 

Hier kommen meine Nominierungen für den „Liebster Award“:

1. die bloggende Köchin Babette: http://mathiasfee.wordpress.com

2. die Schreibdozentin mit dem Hang zur Kunst, Anke Fischer: http://ankefischerblog.wordpress.com

3. die sprachbegabte Marija: http://marijapopadinets.wordpress.com

Hier meine Fragen an Euch:

1. Wie findet Ihr Zeit zum Bloggen?
2. Was war Euer liebster Kommentar?
3. Welchen Beitrag hättet Ihr am liebsten wieder gelöscht?
4. Wen wünscht Ihr Euch als LeserInnen?
5. Welche Autoren haben Euch berührt oder beeindruckt und wie?
6. Was sagt Eure Familie zu Eurem Blog?
7. Gibt es einen geheimen Wunschtraum, den Ihr heute ausnahmsweise mit Eurem Blogger-Publikum teilen würdet?
8. Welches Hobby würdet Ihr aufgeben, damit Ihr weiter bloggen könnt?
9. Kann Schreiben auch gefährlich sein?
10. Was ist Euer schönstes Schreiberlebnis?
11. Von welchen Blogs fühlt Ihr Euch inspiriert?

 

 

 

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

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