Wie egoistisch bin ich heute?

„Kluge Egoisten denken an andere,
helfen anderen, so gut sie können,
mit dem Ergebnis, dass sie selbst
davon profitieren“.

„Ganz schön egoistisch“, dachte ich im Affekt, als ich diesen Spruch heute morgen hörte. Egoismus, so meine bisherige Beobachtung, ist etwas, das vielen Menschen misslingt.
Die einen schießen übers Ziel hinaus und verwechseln Egoismus mit Egozentrik – zum Schaden anderer.
Die anderen erreichen die gesunde Mindestmenge Egoismus nicht- und schaden sich selbst.
Es ist natürlich komplizierter: Die einen wie die anderen tun sich und ihren Mitmenschen nichts Gutes. Gesunder Egoismus – so scheint es – ist ein flüchtiges Gut.

Zu meiner Freude macht aber Ichbezogenheit („Geiz ist geil“, „Weil ich es mir wert bin“, „Mein Haus, meine Frau, mein Boot, mein Pferd …“) gerade einem neuen Leitmotiv Platz, das dem gesunden Egoismus überlegen scheint und mir weit sympathischer ist. Es heißt „Potentiale entfalten wir am besten gemeinsam“. Und beruht auf der Einsicht, dass wir Menschen soziale Wesen sind, denen Vernetzung und Verständnis füreinander gut tut (vgl. Gerald Hüther „Potenialentfaltungsgemeinschaften“, Hilarion Petzold „Konvivialität“, Hartmut Rosa „Resonanz“ etc.).

Einsame Streifzüge in die Wildnis des Lebens enden dagegen häufig genauso, wie sie beginnen: einsam und allein und nicht selten wenig ertragreich.“

Gern wird – zum Beispiel von Management-Experten Steven Covey – das Beispiel der einsamen Wölfe bemüht, die erst im Rudel eine befriedigende Mahlzeit erjagen können.
Was die Jagd angeht, muss ich passen, aber ich habe gerade wieder erlebt, dass auch Schreiben – eine individuelle und potenziell einsame Tätigkeit – in einer Gruppe viel produktiver und nährender sein kann als im stillen Kämmerlein.

Im Schreibsalon am vergangenen Mittwoch waren wir uns einig: Die Texte der anderen bereichern uns, weil wir anknüpfen können, aber nicht müssen. Sie sind ein Medium, das uns erlaubt, zu einander Kontakt aufzunehmen, ohne uns zu nahe zu kommen. Texte schützen uns, sie bewahren unsere Geschichten und Wahrheiten. Sie erreichen die anderen auf sanfte, unaufdringliche Weise. Sie sind Angebote, die wir gern annehmen. Sie enthalten

  • Lebenssichten, die uns neugierig machen.
  • Wege, von denen wir uns klarer abgrenzen können, nun, nachdem wir von ihnen gehört haben.
  • Oder aber Wege, denen wir folgen wollen, weil sie uns weiter bringen könnten.
  • Manchmal finden wir Bestätigung für eigenes Erleben – das tröstet und bestärkt.
  • Immer finden wir Gemeinsamkeiten, über die wir lachen oder die wir beweinen können, und auch das tut gut.

In Schreibgruppen können wir üben,  im besten Sinne egoistisch zu sein. Auf eine Weise,  die der Autor des Anfangszitats wohl im Blick hatte, als er von klugen Egoisten sprach: der Dalai Lama.

 

Nächster Schreibsalon am 17.1.18 und 7.2.18 in der Manufaktur am Emma-Platz.

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

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