Es ist Zeit (2) …

diesmal ist es Zeit für eine Stadtkur. Diesen Begriff las ich neulich in dem Tanzstudio, in dem ich – ganz gegen den Zeitgeist – noch immer „orientalisch“ tanze. Ich bin halt treu, wenn etwas funktioniert.

Wenn etwas funktioniert, uns gut tut und zurück zu der Person führt, die wir als unseren Kern empfinden, dann könnte es sich um einen Anker handeln. Einen Anker in Nathalie Goldbergs Sinne. Das ist dann eine Sache, eine Gewohnheit, ein Ort, an dem wir uns selbst finden. Eine Sache, die wir unternehmen, aufsuchen, an die wir uns erinnern können, wenn wir uns gerade einmal selbst abhanden gekommen sind.

„Wenn jemand nach mir fragt, sag ihm, ich bin bin mich suchen gegangen“ – steht auf einer meiner gesammelten Postkarten. Was mich angeht, ich musste heute morgen nicht weit gehen, um mich zu finden. Nach dem Aufstehen, dem Email-Schreiben, Tagesplan ordnen, dem Guten-Morgen-Kuß für den Mann, nach dem ersten Kaffee, der geordneten Wäsche, nach all dem habe ich mich wieder hingelegt und noch eine Stunde geschlafen.

Im dunklen Zimmer, Stadt hinter Rolläden ausgesperrt, bin ich mit dem Erzähler meines Hörbuchs abgehauen in meine Krimiwelt. Eingerollt unter Decken war ich bald eingeschlafen und – nach einer Stunde – bin ich mit deutlich verbesserter Laune aufgewacht. Dunkles Zimmer und Hörbuch – mein Anker.

Nathalie Goldberg ruft uns auf: „Orient yourself“ (Old Friend from Far Away, S. 236). Und wenn es um die Beschreibung unseres Ankers geht, sagt sie: „Stay with concrete nouns. Trust, honor, patriotism are too big words.“ Gelten lässt sie statt dessen aber auch seltsame Dinge: Fischen gehen, Croissants, ein Pinienwald oder Bürgersteige.

Mich erdet neben den Hörbüchern fast immer ein Pool mit türkisem Wasser in der richtigen Temperatur: nicht zu warm, nicht zu kalt, am Boden am liebsten kleine Mosaikfliesen. Wenn ich träumen darf, schwimme ich in einem Infinity-Pool mit Blick auf das Meer. Schon bei dieser Vorstellung wird mein Atem tiefer, mein Geist ruhiger.

Also, für alle, die heute eine Stadtkur benötigen, habe ich einen Vorschlag: Wählt Euch eine Sache – möglichst konkret – die für Euch ein Anker sein kann. Und beschreibt sie mit allen Sinnen – möglichst schriftlich. Gebt Euch Zeit zu fühlen, wie dieser Anker Euch gut tut.

Viel Spaß dabei, Eure Birgit

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu

Nach oben scrollen