Perlen der Weisheit

Gestern trafen sich bei mir im Schreibstudio zum ersten Mal die Mittwochsfrauen. Sie bilden eine Gruppe, die Schreiben als Selbstcoaching ausprobieren will und ab jetzt regelmäßig schreibt,

um sich  auf die Spur zu kommen, auf der eigenen Spur zu bleiben und neue Spuren zu legen.

Die Schreibgruppe soll einen Entwicklungsraum bieten, um etwa Lösungen für Alltagsprobleme zu finden. Gestern bestand eine Übung darin, Lebensregeln auf den Prüfstand zu stellen. Diese Grundsätze, nach denen wir unbewusst und bewusst handeln, sind oft in Sprüchen, Weisheiten und Redensarten verborgen und wurden von uns seit frühester Kindheit aufgesogen. Manchmal halten sie sich hartnäckig, bis ins hohe Alter.

Gemeinsam wollten wir die Spreu vom Weizen trennen, nach dem Motto aus Aschenputtel : Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen (was auch wie eine Regel wirkt). Zunächst also ein Brainstorming – und der Austausch über die Sprüche:

„Morgenstund hat Gold im Mund?“- Wenn man eine Frühaufsteherin ist wie meine Freundin M., vielleicht. Alle Nachteulen wie Tante G., die erst um zwölf Uhr nach einer Kanne Kaffee kreativ wird, verabschieden sich am besten von dieser Regel.
„Erst die Arbeit, dann das Vergnügen?“ U. schüttelte sich empört. Sie hat fast ein ganzes Leben gebraucht, um sich endlich von dieser freudlosen Regel zu befreien. Und um zu entdecken: Wenn sie sich erst etwas Gutes tut, dann geht die Arbeit viel leichter von der Hand, viel schneller, effektiver, produktiver. Vor allem aber: Sie ist glücklicher.

„Eile mit Weile“, fand bei uns Anklang, eben so wie die goldene Regel „Was Du nicht willst, das man Dir tut, das füg auch keinem anderen zu“. Auch das englische: „Easy does it“ – lebe leicht, hat mancher von uns schon gute Dienste geleistet.

Man sieht: Weisheiten und Grundannahmen können das Leben und das soziale Miteinander erleichtern. Wir alle teilen zum Beispiel – mehr oder weniger – den „Belief in a just world“, die Idee, dass wir bekommen, was wir verdienen. Wir glauben daran, dass wir unser Schicksal durch rechtschaffenes Handeln in eine gute Richtung lenken können. Glaubten wir das nicht, würden wir uns in dieser ungerechten, unvorhersehbaren Welt über Gebühr ängstigen und vielleicht häufiger unsozial handeln.

Dann die Probe aufs Exempel: Jede Mittwochsfrau hatte ein kleines Alltagsproblem parat, auf das sie eine Regel ihrer Wahl anwendete und eine Geschichte darüber schrieb. Probehandeln beim Schreiben, heißt das. Dann suchte sich jede eine neue Regel und schrieb diesmal eine Geschichte über das Problem einer anderen Frau.

Erhellend. Erweiternd. Erheiternd. Erleichternd. So könnte man das Ergebnis dieser Übung beschreiben. Jede nahm beglückt neue Perspektiven und Lösungsmöglichkeiten mit nach Hause.

Ab jetzt wollen die Mittwochsfrauen (ich eingeschlossen) unsere ganz eigene Liste nützlicher Lebensregeln schreiben. Darauf finden sich nur jene Erfahrungen, Sätze, Weisheiten, Einsichten, die sich für uns bereits einmal bewährt haben (oder für eine vertrauensvolle andere Person). Und wenn gerade mal wieder eine kleine oder größere Herausforderung auf uns zu kommt, haben wir unsere Liste wie eine Schatztruhe mit Perlen der Weisheit parat.

 

Welches meine wichtigste Weisheit ist, die ganz oben auf meiner Liste steht, erfahrt ihr im nächsten Beitrag. Das würde heut zu weit führen. Für diesen Donnerstag schon mal zwei Sätze, die ziemlich weit oben stehen: Easy does it! und „If it works, don’t fix it!“

Was sind Eure liebsten Lebensweisheiten?

 

Das ist die Frage, die uns in diesem Sommercamp besonders beschäftigen wird! Um sie zu beantworten, wollen wir nach Herzenslust fabulieren, fantasieren und Geschichten zu schreiben, die uns unserer Version von Freiheit näher bringen.

Im Sommercamp teile ich deshalb Schreibeinladungen und Imaginationen für drei entspannte Urlaubswochen. Nutze sie, wo immer du möchtest, zu Hause, am Strand, in den Bergen oder anderswo und erlebe jeden Tag ein bisschen deutlicher, wie sich Freiheit anfühlen kann!

Auf in einen wonnevollen Schreibsommer!

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